Es herrscht wieder akuter Meme-Alarm. Die Aktie des französischen IT-Dienstleisters Atos schießt seit einigen Tagen durch die Decke. Auslöser des Kurswahnsinns: ein Übernahmeangebot des französischen Staats.
Vor gerade einmal gut zwei Wochen notierte die Atos-Aktie bei weniger als 0,01 Euro. Dann setzte der Kurswahnsinn ein. Seit dem 12. November schießt der Kurs wie eine Rakete in den Himmel. Spitzenwert: 2,10 Euro. Spätestens damit ist klar: Die Meme-Aktien-Zocker haben ihre neue Lieblingsaktie gefunden.
Was ist eigentlich passiert? Der französischer IT-Dienstleister steckt in einer tiefen Krise. Mit einer Verschuldung von fast fünf Milliarden Euro steht der Konzern unter immensem finanziellem Druck. Allein bis Ende 2025 sind 3,65 Milliarden Euro zur Rückzahlung fällig. Das Unternehmen hat wichtige technologische Trends verpasst und eine Reihe schlechter strategischer Entscheidungen getroffen.
Nun keimt zumindest etwas Hoffnung auf. Atos teilte am Montag mit, dass das Unternehmen Verhandlungen mit der französischen Regierung über die mögliche Übernahme seiner Advanced-Computing-Aktivitäten für einen Unternehmenswert von 500 Millionen Euro aufgenommen hat. Hintergrund ist die strategische Bedeutung des Unternehmens: Atos liefert essenzielle Komponenten für das französische Militär sowie weitere für die nationale Sicherheit unverzichtbare Produkte.
Gerüchte über staatliches Interesse kursieren bereits seit Längerem und scheinen sich nun zu konkretisieren. Eine Entscheidung könnte noch 2024 oder Anfang 2025 fallen. Welche Maßnahmen konkret ergriffen werden, ist aber nach wie vor offen.
Die Restrukturierung von Atos wurde kürzlich unter einem gerichtlichen Schutzschirm genehmigt, womit der Konzern tiefgreifende Sanierungsmaßnahmen umsetzen kann. Ziel ist es, die immensen Verbindlichkeiten von 4,7 Milliarden Euro deutlich zu reduzieren.
Konkret haben sich Gläubiger und Anleihehalter darauf geeinigt, Forderungen in Höhe von 2,9 Milliarden Euro in Eigenkapital umzuwandeln. Darüber hinaus sollen 233 Millionen Euro durch eine geplante Kapitalerhöhung fließen. Mit zusätzlichen Finanzhilfen und einem Kassenbestand von 1,1 Milliarden Euro per Ende September ist die Liquiditätslage des Unternehmens zwar vorerst gesichert. Alles weitere bleibt aber fraglich.
Die jüngste Kursexplosion bei Atos beruht fast ausschließlich auf der Hoffnung, dass der französische Staat Atos stützt. Konkrete Details dazu bleiben jedoch offen. Trotz der Sanierungsfortschritte bleibt das Ausfallrisiko enorm hoch. Die Aktie ist daher nichts weiter als ein hochriskanter Zock. Die Gefahr, dass die Kursrakete auch schnell wieder abstürzt ist entsprechend hoch. Im späten Donnerstagshandel fällt die Aktie auch bereits wieder deutlich.