Inflation, Zinswende, Eskalation im Ukrainekonflikt – für die Börse ist die aktuelle Gemengelage schwer zu verdauen. In fünf der sieben Wochen im neuen Jahr gab es im S&P 500 Verluste. So viele Negativwochen waren es im gesamten vierten Quartal 2021. Die charttechnische Situation am US-Markt hat sich zugespitzt.
Nachdem der S&P 500 vor zwei Wochen an der 100-Tage-Linie abgeprallt war, ist der Index mit Karacho unter die 200-Tage-Linie bei 4.456 Punkten gerauscht und hat nun auf der horizontalen Unterstützung bei 4.280/4.300 Punkten aufgesetzt.
Hält die Marke nicht, könnte es schnell weiter bis auf 4.200 und dann auf 4.070 abwärts gehen.
„Fällt der S&P 500 unter die Unterstützung im Bereich 4.300 Zählern, würde uns das dazu zwingen, unsere Haussemarkt-Einschätzung neu zu bewerten“, so Craig Johnson, Chefmarkttechniker bei Piper Sandler, im Gespräch mit Bloomberg.
Bislang lautet sein Jahresendziel für den Index auf 5.150 Punkte.
Bullish bleibt indes John Stoltzfus, Chef-Anlagestratege bei Oppenheimer. „Die Märkte sind aus mehreren Gründen widerstandsfähig“, so der Experte im Bloomberg-Interview. „Die Gewinne im vierten Quartal haben in allen wichtigen Sektoren positiv überrascht. Das deutet daraufhin, dass nicht das Wachstum das Problem ist, sondern die unterbrochenen Lieferketten.“
Stoltzfus hält an seinem Kursziel von 5.330 Stellen für den Index fest.
Ed Clissold von Ned Davis Research weist auf daraufhin, dass geopolitische Krisen die Märkte in den vergangenen Jahrzehnten nicht nachhaltig belastet haben. „Betrachtet man 54 Krisenereignisse seit 1907, so ist der Dow Jones während der Ereignisse im Schnitt um 7,1 Prozent gefallen. In den sechs Monaten danach hat er im Schnitt aber um 9,7 Prozent zugelegt.“
Clissold traut dem S&P 500 bis zum Jahresende 5.000 Punkte zu.
Die aktuelle Situation ist schwierig, die Wahrscheinlichkeit weiterer Kursrücksetzer ist nicht gering. Anleger sind gut beraten, wenn sie ihr Depot derzeit nicht zu offensiv aufstellen. Trotzdem sollten sie genügend Cash bereit haben, sobald sich die Zeichen für eine Trendwende mehren.
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