Die Fed setzt ihre im März begonnene Zinswende mit einer großen Anhebung um 0,5 Prozentpunkte fort. Dies ist die deutlichste Straffung seit mehr als zwei Jahrzehnten. Anleger haben den Zinsschritt in dieser Größenordnung aber erwartet. Aussagen des Vorsitzenden Jerome Powell über die hohe Inflation machen dagegen Sorgen.
Die US-Notenbank Federal Reserve hat ihren Leitzins wie erwartet deutlich angehoben. Der Zins steigt um 0,5 Prozentpunkte und liegt jetzt in einer Spanne von 0,75 bis 1,0 Prozent, wie die Fed am Mittwoch in Washington bekanntgab. Analysten hatten eine Straffung in diesem Ausmaß überwiegend erwartet. Hintergrund des Schritts ist die hohe Inflation, die gegenwärtig so ausgeprägt ist wie seit gut 40 Jahren nicht mehr. Bereits im März hatte die Notenbank die Zinswende mit einer ersten Zinsanhebung in der Corona-Pandemie eingeleitet.
Die Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, etwa mit Blick auf die Energie- und Lebensmittelmärkte, verstärkten den Inflationsdruck und dürften die Konjunktur belasten, erklärte die Fed. Auch die Corona-Lockdowns in China dürften für neue Probleme der globalen Lieferketten sorgen, was sich auf Inflation und Wachstum auswirken könnte. Der Zentralbankrat sei daher sehr auf die Inflationsrisiken fokussiert, hieß es weiter.
Die Börsen reagierten nach der Bekanntgabe verhalten. Erst im Verlauf der Pressekonferenz machte sich eine deutliche Erleichterung breit. Zwar äußerte Powell, die "Inflation ist zu hoch", schließt aber eine Zinsanhebung um 75 Basispunkten vorerst aus. Viel mehr erwartet er für den nächsten Zinsentscheid eine weitere Anhebung um 50 Basispunkten.
US-Notenbank will aufgeblähte Bilanz abschmelzen
Die US-Notenbank Federal Reserve will ihre durch Krisenmaßnahmen aufgeblähte Bilanz abschmelzen. Einen entsprechenden Plan gab die Fed am Mittwoch nach ihrer Zinssitzung in Washington bekannt. Demnach soll ein Teil auslaufender Wertpapiere im Besitz der Fed nicht mehr in neue Anleihen investiert werden. Beginnen soll der Abbau schon im Juni und schrittweise steigen.
Die Bilanzsumme der Fed beläuft sich gegenwärtig auf fast neun Billionen US-Dollar. Die ist in etwa das Zehnfache der Summe, die vor der Finanz- und Wirtschaftskrise üblich gewesen ist. Seither hat sich die Bilanz durch Krisenkäufe von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren Zug um Zug ausgeweitet.
Die ursprüngliche Geldpolitik der Fed ist durch die Wertpapierkäufe stark in Mitleidenschaft gezogen worden und hat sich in ihrem Wesen verändert. Kleine Offenmarktgeschäfte zur Steuerung des Leitzinses sind im Grunde nicht mehr möglich. Eine Verringerung der Bilanzsumme kommt einer geldpolitischen Straffung gleich.
(Mit Material von dpa-AFX)