Die Europäische Zentralbank hat wie erwartet den Leitzins bei null und den Einlagenzins bei -0,5 Prozent belassen. Ende des Quartals sollen die Anleihenkäufe beendet werden. Mit ihren Aussagen auf der obligatorischen Pressekonferenz lässt EZB-Chefin Christine Lagarde die Kurse purzeln.
Die EZB will im Juli die Zinsen um 25 Basispunkte anheben. Dies hängt allerdings von der Inflationsentwicklung ab, so Lagarde während der Pressekonferenz. Die stelle ein großes Problem dar und dürfte längere Zeit hoch bleiben. Deshalb sei im September eine deutlichere Zinsanhebung möglich.
Die geldpolitische Normalisierung sei laut Lagarde kein Schritt, sondern "eine Reise". Die Geldpolitik müsse im Euroraum übertragen werden und es dürfe keine Fragmentierung geben.
Nach den Worten der Notenbankerin stellt der Ukraine-Krieg ein erhebliches konjunkturelles Risiko dar. Allerdings sollten stützende Konjunkturfaktoren bald an Kraft gewinnen.
Von Bloomberg befragte Volkswirte rechnen mit einer vierteljährlichen Anhebung des Einlagensatzes von Dezember bis September nächsten Jahres auf 1,0 Prozent. Der Hauptrefinanzierungssatz soll Ende 2023 1,5 Prozent erreichen – ein Niveau, das von der Mehrheit der Ökonomen als neutral angesehen wird und die Konjunktur weder bremst noch ankurbelt.
Die Notenbank hat darüber hinaus die Inflationsziele für die kommenden Jahre angepasst. 2022 soll die Teuerungsrate bei 6,8 Prozent liegen, ein Jahr später bei 3,5 Prozent. 2024 wird eine Inflationsrate von 2,1 Prozent, also im Bereich des EZB-Ziels, erwartet.
Der DAX hat in der Zwischenzeit weiter an Boden verloren und notiert nur noch knapp oberhalb von 14.200. Damit ist der kurzfristige Aufwärtstrend Geschichte und ein neues Verkaufssignal generiert worden. Es droht ein erneuter Test der 14.000-Punkte-Marke, die aber durchaus tragfähig sein sollte.