Die Sorgen um das US-Finanzsystem haben die Wall Street weiter fest im Griff. Nach einem kurzen Stabilisierungsversuch im frühen Handel knüpften die wichtigsten Indizes am Freitag wieder an ihren jüngsten Kursrutsch an und schlossen jeweils mehr als ein Prozent im Minus. Die Furcht vor Kreditausfällen im Bankensektor hatte sich zuletzt wieder verstärkt, nachdem Bemühungen zur Rettung des angeschlagenen Instituts Silicon Valley Bank vorerst gescheitert waren. Positive Impulse vom jüngsten Arbeitsmarktbericht verpufften vor diesem Hintergrund.
Der Leitindex Dow Jones Industrial fiel um 1,07 Prozent auf 31.909,64 Punkte. Auf Wochensicht ergibt dies ein Minus von 4,44 Prozent. Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Freitag um 1,45 Prozent auf 3.861,59 Zähler nach unten. Der technologielastige Nasdaq 100 fiel um 1,38 Prozent auf 11.830,28 Punkte
Im Fokus blieben die Entwicklungen rund um die Silicon Valley Bank. Am Donnerstag war bekannt geworden, dass der Finanzierer kleiner und mittlerer Tech- und Biotech-Unternehmen zur Abfederung von Verlusten aus dem Portfolio eine Kapitalerhöhung in Milliardenhöhe benötigt. Doch die Verhandlungen darum sind offenbar erst einmal gescheitert: Am Freitag wurde die Silicon Valley Bank vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt.
Technologiefirmen leiden besonders unter den aktuell hohen Zinsen, weil sich dadurch ihre Refinanzierung erschwert. Zudem besteht die Gefahr, dass Kredite nicht mehr bedient werden können. Ein hohes Zinsniveau drückt zudem auf die Bewertung der Unternehmen, da in einem solchen Umfeld die für die Zukunft in Aussicht gestellten Gewinne aus heutiger Sicht weniger wert sind. Kunden der Silicon Valley Bank aus der Tech-Branche hatten nun zuletzt Einlagen abgezogen, weil sie selber Liquidität benötigten.
Der Handel der Papiere des angeschlagenen Unternehmens SVB Financial , des Mutterkonzerns der Silicon Valley Bank, ist aktuell nach einem Kurseinbruch ausgesetzt. Die hohen Kursverluste vieler Bankenaktien am Vortag im Sog von SVB Financial haben die Stimmung für die Branche insgesamt stark eingetrübt. Am Donnerstag war es zum größten Ausverkauf im Bankensektor seit fast drei Jahren gekommen, wie der Einbruch des KBW Bank Index um 7,7 Prozent zeigte.
Nun büßte dieses viel beachtete Branchenbarometer 3,9 Prozent ein. Im Dow fielen die Anteilscheine von Goldman Sachs um 4,2 Prozent. Als Schlusslicht im S&P 500 brachen die Papiere der Signature Bank um 22,9 Prozent ein. Die Anteilscheine von JPMorgan aber stemmten sich gegen den Trend und stiegen um 2,5 Prozent.
Am Dow-Ende sackten die Papiere des Baumaschinenherstellers Caterpillar nach einem skeptischen Analystenkommentar der schweizerische Großbank UBS um 5,8 Prozent ab. Das Ausmaß, mit dem sich das Wachstum abschwäche, werde von Anlegern unterschätzt, schrieb der Experte Steven Fisher.
Der Euro zog an und notierte zuletzt bei 1,0637 US-Dollar. An den Märkten stieg angesichts der Entwicklung der Arbeitslosenquote und der Stundenlöhne im Februar offenbar die Erwartung, dass die Notenbank am 22. März ihren Leitzins nur um 0,25 Prozentpunkte anheben könnte, um der hohen Inflation zu begegnen. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0586 (Donnerstag: 1,0554) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9446 (0,9475) Euro.
Die US-Staatsanleihen profitierten spürbar von den gezügelten Zinserwartungen: Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) zog um 1,51 Prozent auf 113,17 Punkte an. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere fiel im Gegenzug auf 3,69 Prozent.