Belastet durch Sorgen um die Wirtschaft und einen weltweiten Handelskrieg ist der US-Aktienmarkt weiter abgetaucht. Von seinem im letzten Monat erreichten Höchststand ist der breite Markt nun schon 10% entfernt – Börsianer sehen ihn in einem Bärenmarkt. Die Tagesverluste zogen sich durch alle Branchen, Tech-Werte waren am stärksten betroffen.
An den US-Börsen haben sich am Donnerstag die Wirtschaftssorgen mit Wucht zurückgemeldet. Darunter litten insbesondere die konjunktursensiblen Technologiewerte, die zur Wochenmitte noch einen weiteren Erholungsversuch im aktuellen Abwärtstrend unternommen hatten. Nach neuen Aussagen von US-Präsident Donald Trump ist die Angst vor einer Ausweitung des Zollkonfliktes der USA mit ihren Handelspartnern wieder gestiegen. Damit steuerten Anleger den als sicher geltenden Hafen der US-Staatsanleihen an.
Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 1,4 Prozent auf 5.521,52 Punkte nach unten. Der Leitindex Dow Jones verlor 1,3 Prozent auf 40.813,57 Punkte. Der technologielastige Index Nasdaq 100 fiel am Donnerstag um 1,9
Prozent auf 19.225 Punkte. Zwischenzeitlich war er auf den tiefsten
Stand seit September letzten Jahres abgerutscht.

Der Rückgang des S&P 500 ist mit einem Abschlag von zehn Prozent vom Allzeithoch nun so stark, dass die Wall Street dafür einen Namen hat: "Korrektur". Solche Rückgänge kommen seit mehr als einem Jahrhundert regelmäßig vor, und Marktprofis betrachten sie oft als potenziell gesunde Auslöschung übertriebener Euphorie.
Aber Korrekturen sind in diesen Tagen etwas beängstigend. Zwischen den oft ungeplant erscheindenden Eskapaden des US-Präsidenten und geopolitischen Unwägbarkeiten treffen die Kursverluste viele womöglich erst seit kurzem am Markt befindliche Anleger.
Und Finanzminister Scott Bessent goss heute sogar noch Öl ins Feuer. Er sagte, die Trump-Regierung konzentriere sich mehr auf die langfristige Gesundheit der Wirtschaft und der Märkte und nicht auf kurzfristige Schwankungen. "Ich mache mir keine Sorgen über ein wenig Volatilität über drei Wochen", sagte Bessent bei "Squawk" im Sender CNBC.
Nach Gewinnen von mehr als 20 Prozent in den vergangenen zwei Jahren hatte der S&P 500 überbewertete Regionen erreicht. Die Kurse stiegen schneller als die Unternehmensgewinne.
Auf Unternehmensseite machte Intel allerdings positive Schlagzeilen: Die Ernennung eines neuen Konzernchefs trieb den Kurs zur Schlussglocke um 14,6 Prozent nach oben. Damit waren die Aktien der klare Gewinner im Nasdaq 100. Der Branchenveteran Lip-Bu Tan soll den Chip-Riesen aus seiner Krise führen.
Im Dow Jones gab es nur neun Tagesgewinner, wovon Vortagesloser Verizon Communications mit einem Plus von 2,6 Prozent an der Spitze stand. Am Dow-Ende standen Apple, Home Depot und Salesforce mit Tagesabschlägen von bis zu 4,5 Prozent. Auch Minen-Werte wie First Majestic Silver oder Newmont gehörten nach den deutlichen Preisaufschlägen bei Gold und Silber zu den größten Tagesgewinnern an der Wall Street.
Zu den am häufigsten gehandelten Aktien gehörten neben Intel am Donnerstag auch Nvidia, Tesla und Palantir. Während Nvidia-Aktien nach wechselvollem Verlauf mit einem kleinen Abschlag von 0,3 Prozent auf 115,58 Dollar in den Feierabend gingen, rutschte die Tesla-Aktie um 3,5 Prozent auf 240,68 Dollar ab. Palantir-Papiere sackten sogar um 4,8 Prozent auf 79,62 Dollar in die Tiefe. Nvidia hat heute eine Partnerschaft mit Microsoft angekündigt, um Neural Shading in die DirectX-Vorschau im April zu integrieren. Die Microsoft-Aktie rutschte allerdings wie auch die anderen GAFAM-Werte weiter ab.
Tesla-Aktien gaben um drei Prozent nach auf 240,68 Dollar. Schwächelnde Absatzzahlen, fehlende Einstiegsmodelle und Elon Musks Engagement in der Politik vergraulen Aktienkäufer. Morgan Stanley-Analyst Adam Jonas sieht jedoch eine Einstiegschance – rechnet aber auch mit erhöhter Volatilität.
Die Papiere des Software-Konzerns Adobe knallten als Schlusslicht im Nasdaq 100 um fast 14 Prozent nach unten. Als Grund galt ein schwacher Umsatzausblick auf das laufende zweite Geschäftsquartal. Die Quartalszahlen waren ansonsten recht gut ausgefallen, lagen oberhalb der Erwartungen.
Für die Anteilsscheine von UiPath ging es um über 15 Prozent nach unten. Der Software-Spezialist hatte ebenfalls eine schwache Umsatzprognose präsentiert. Laut dem Experten Matthew Hedberg der kanadischen Bank RBC spiegelt diese das derzeitig unsichere Marktumfeld für das Unternehmen wider, auch wegen einer möglichen Aussetzung staatlicher Ausgaben.
Die Aktien des Nutzfahrzeugbauers Paccar büßten knapp vier Prozent ein. Hier wurden weniger strenge Emissionsvorschriften für Lkw in den USA zum Thema gemacht, weil der von Trump eingesetzte neue Chef der Umweltbehörde EPA wohl zahlreiche Regelungen auf den Prüfstand stellt. An der Börse dämpfte dies die Hoffnung, dass schärfere Vorschriften die Käufe neuer Lkw fördern.
Gut vier Prozent verloren American Eagle Outfitters. Wie der Analyst Matthew Boss von der Bank JPMorgan urteilte, war der Ausblick des Mode-Unternehmens auf das erste Quartal und das Gesamtjahr 2025 eine herbe Enttäuschung.
Enthält Material von dpa-AFX