Der Abverkauf an den US-Börsen hat sich letztlich auch am Freitag fortgesetzt. Nach einem erneuten Stabilisierungsversuch kurz nach dem Handelsauftakt drifteten die Kurse rasch wieder ab und fielen deutlich ins Minus. Neben schwachen Konjunkturdaten drückte der Ukraine-Krieg erneut auf die Stimmung an der Wall Street.
Gut sieben Monate nach Beginn des Angriffs auf die Ukraine hat Russland vier Gebiete im Osten und im Süden des Landes annektiert. Kremlchef Wladimir Putin unterschrieb am Freitag wenig überraschend die Abkommen, mit denen die Einverleibung der besetzten Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson besiegelt wurde. International werden die Annexionen nicht anerkannt. Die EU, die G7-Staaten, die Nato und auch Deutschland verurteilten den Schritt scharf. Die USA verhängten neue Sanktionen gegen Moskau.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte als Reaktion auf die Annexionen an, einen beschleunigten Beitritt zur Nato zu beantragen. Die USA sehen aktuell jedoch keinen Bedarf an einem beschleunigten Verfahren für den Nato-Beitritt der Ukraine. "Unsere Ansicht ist, dass wir der Ukraine am besten durch praktische Unterstützung vor Ort helfen können. Und dass das Verfahren in Brüssel zu einer anderen Zeit aufgegriffen werden sollte", sagte der Nationale Sicherheitsberater im Weißen Haus, Jake Sullivan, am Freitag.
An der Wall Street purzelten die Kurse am letzten Handelstag im traditionell schwachen September erneut kräftig. Der Dow Jones verbuchte ein Minus von 1,7 Prozent auf 28.725 Zähler. Damit schloss der US-Leitindex deutlich unterhalb der Marke von 29.000 Punkte. Für den S&P 500 ging es um 1,5 Prozent auf 3.585 Zähler nach unten und der Nasdaq 100 gab um ebenfalls rund 1,7 Prozent auf 10.971 Punkte nach.
Neben dem Ukraine-Krieg rückten die bereits zuletzt dominanten Zins- und Inflationssorgen noch stärker in den Fokus der Anleger. Die Fed stemmt sich seit geraumer Zeit mit starken Zinserhöhungen gegen die hohe Inflation und hat weitere kräftige Zinserhöhungen signalisiert. Nun sagte die Vizechefin der Notenbank, Lael Brainard, zwar, dass man die Auswirkungen der steigenden Kreditkosten auf die Stabilität der Weltmärkte beobachten müsse.
Die Anleger reagierten darauf jedoch nur kurz erleichtert. Zuletzt überwog die Erkenntnis, dass sich der Preisauftrieb jüngst wieder verstärkt hat. Der auf den Konsumausgaben basierende Preisindex PCE stieg im Jahresvergleich und im Monatsvergleich stärker als erwartet.
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Unter den Einzelwerten gab es teilweise hohe Kursverluste. Der Kreuzfahrtkonzern Carnival hatte einmal mehr die Anleger enttäuscht. Die Zahlen für das dritte Quartal verfehlten sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis die Erwartungen klar. Für die Carnival-Aktie geht es letztlich um rund 23 Prozent nach unten.
Ebenfalls zweistellig nach unten geht es für die Aktien der Branchenkollegen Royal Caribbean und Norwegian Cruise Line, die zum Handelsschluss rund 13 beziehungsweise 18 Prozent einbüßen. Um 13 Prozent ging auch die Nike-Aktie aus dem Handel. Der Sportartikelriese hat am Donnerstag nach Börsenschluss die Zahlen zum abgelaufenen Quartal präsentiert. Die Margen fielen jedoch unerwartet schwach aus. Anleger die hingegen der Short-Wette des AKTIONÄR gefolgt sind, freuen sich derweil über satte Kursgewinne.
Zu den wenigen Gewinnern zählten am Freitag hingegen die Coinbase-Aktie, die sich mit einem Plus von vier Prozent leicht von dem heftigen Rücksetzer am Vortag erholte sowie die rund fünf Prozent stärkere Minen-Aktie First Majestic Silver.
Mit Material von dpa-AFX.