Die US-Börsen haben am Donnerstag ihre frühen Verluste abgeschüttelt und zur Erholung angesetzt. Selbst die Gewinnwarnung von Microsoft wegen Währungseffekten und hawkische Töne von Fed-Mitglied Lael Brainard konnte die Stimmung der Anleger nicht trüben. Alle Indizes schlossen nahe ihres Tageshochs.
Marktbeobachter nannten als Gründe für die deutliche Erholung jeweils schwächer als erwartet ausgefallene Arbeitsmarktdaten aus der Privatwirtschaft und Auftragsdaten aus der Industrie, die die Anleger mit Blick auf die Zinspolitik der Notenbank (Fed) etwas beruhigen dürften. Hinzu komme, dass die Ölallianz Opec+ ihre Fördermenge im Sommer deutlich erhöhe.
Der Dow Jones Industrial legte am Ende um 1,33 Prozent auf 33.248,28 zu, nachdem es am Dienstag und Mittwoch abwärts gegangen war. Der marktbreite S&P 500 stieg um 1,70 Prozent auf 4.171,50. Der Nasdaq 100 legte sogar um 2,75 Prozent auf 12.892,89 zu.
Der Markt ignorierte damit auch Aussagen von Lael Brainard, die für die kommenden Zinssitzungen weitere Zinserhöhungen, auch für den September, in Aussicht gestellt hat. Es sei vernünftig, dass die Finanzmärkte eine Zinserhöhung um jeweils 0,50 Prozentpunkte für den Juni und Juli erwarteten, sagte Brainard am Donnerstag in einem Interview mit dem Fernsehsender CNBC. Es sei "sehr schwer, ein Argument für eine Pause" im September zu sehen.
In der Privatwirtschaft der USA wurden laut dem Arbeitsmarktdienstleister ADP im vergangenen Monat deutlich weniger Arbeitsplätze geschaffen als erwartet. Zudem stiegen die Aufträge der US-Industrie im April weniger deutlich als erwartet und auch die Entwicklung im März war schwächer als zunächst ermittelt.
Im Dow erholten sich die Aktien von Microsoft nach einem sehr schwachen Handelsauftakt deutlich und drehten sogar noch ins Plus (+0,81 Prozent). Analysten messen den wegen ungünstiger Wechselkurse gesenkten Quartalsprognosen des Softwarekonzerns keine große Bedeutung bei. Es gehe schließlich nicht um die grundlegende Gesundheit des Unternehmens, sondern es handele sich nur um einen externen Faktor, sagte etwa Barclays-Analyst Raimo Lenschow. "Die meisten Anleger betrachten ohnehin die währungsbereinigten Zahlen des Unternehmens."
Einen beeindruckenden Kurssprung um knapp 24 Prozent nach oben machten zugleich die Papiere von Chewy. Der Online-Händler für Haustierbedarf habe mit seinen Quartalszahlen die vorab gedämpften Erwartungen der Anleger übertroffen, schrieb Analyst Steven Shemesh von der kanadischen Bank RBC in einer ersten Reaktion.
Der XDAX setzte im nachbörslichen Handel ebenfalls zum Sprung an. Kurzzeitig notierte er oberhalb von 14.600.