Steigende Coronazahlen und die Angst, dass die Notenbanken am Limit sind, sind Stress hoch zwei für die Anleger. Am Dienstag präsentiert sich der DAX im frühen Handel zwar etwas fester, doch beruhigt haben sich die Gemüter noch nicht. Wie es weitergeht an den Börsen, ist unter den Analysten umstritten.
Klar bearish ist Michael Wilson. „Das Marktumfeld verschlechtert sich seit Monaten“, so der Morgan-Stanley-Analyst. „Wir befürchten eine signifikante Wachstumsverlangsamung bei den Gewinnen und der Wirtschaft. Die könnte schlimmer ausfallen, als der Markt erwartet.“
Wilsons Prognose für den Aktienmarkt: eine Korrektur von zehn bis 20 Prozent. „Unsere Empfehlung an die Anleger: in defensive Titel umschichten.“ Basiskonsumgüter seien der Inbegriff von langweilig. „Aber langweilig kann schön sein, wenn der breitere Markt ins Wanken gerät.“
Dan Egan, Managing Director of Behavioral Finance and Investing beim Robo-Advisor-Unternehmen Betterment, ist anderer Meinung. Sollte sich der Dip fortsetzen, scharren laut Egan schon etliche Anleger mit den Hufen. „Es gibt viele sehr junge Leute am Aktienmarkt, die sich im Akkumulationsmodus befinden“, so der Stratege im Gespräch mit Bloomberg. „Wenn sie Cash herumliegen haben, werden sie es nutzen, um zuzukaufen.“
Randy Frederick, Managing Director of Trading and Derivatives bei Charles Schwab, pflichtet ihm bei. „Die Dip-Käufer sind bislang immer sehr schnell eingestiegen. Das ist einer der Gründe, warum wir bisher keine 10-Prozent-Korrektur gesehen haben“, so der Profi. „Deswegen glaube ich auch nicht, dass wir jetzt eine sehen werden.“
Ohne Frage hat sich der Markt in den vergangenen Monaten schon deutlich stabiler gezeigt als aktuell. Stoppkurse sind daher umso wichtiger. Da Aktien allerdings nach wie vor ohne Alternative sind, bedeuten Dips bei Qualitätsaktien wie zum Beispiel Amazon, Apple oder Adidas für Langfrist-Anleger eine klare Kaufchance.