Morgan Stanley sendet eine Warnung an die Anleger: Sie sollen die Rally genießen, solange sie anhält. Nach Ansicht von Michael Wilson, Chefstratege für US-Aktien bei Morgan Stanley, dürfte die jüngste Rallye, die auf die aggressiven Maßnahmen der Federal Reserve zur Senkung der Inflation folgt, nicht lange anhalten, da sich die Unternehmensgewinne voraussichtlich verschlechtern werden.
„Während der Anleihenmarkt davon ausgeht, dass sie die Inflation in den Griff bekommen, könnte dies mit einem höheren Preis als normal einhergehen, nämlich einer Rezession, während sie noch an der Straffung arbeiten, was ein sehr kleines Zeitfenster für Aktien lassen könnte, bevor die Gewinne nach unten überraschen", so Wilson in einer Mitteilung an Kunden. „Wir glauben, dass dieses Fenster jetzt ist, aber es kann sich schnell schließen. Die Risikobelohnung ist nach der jüngsten Rallye gering, also handeln Sie entsprechend, da die Zeit knapp werden könnte.“
Wilson sagt, dass der vorangegangene Rückgang der Aktien das Risiko einer Rezession nicht vollständig widerspiegelt, da die Erträge in einem Abschwung in der Regel viel drastischer fallen. „Während des Ausverkaufs wurde viel über eine Rezession gesprochen, und die Bewertungen erreichten unser Ziel-KGV von 15,4. Wir sind jedoch der Meinung, dass der Schaden für die Erträge, der entsteht, wenn wir uns jetzt tatsächlich in einer Rezession befinden, nicht angemessen berücksichtigt wurde", so Wilson.
Anleger sollten bei diesen Worten allerdings im Hinterkopf behalten, dass Wilson einer der größten Bären an der Wall Street ist und dazu neigt, das schlimmste Szenario anzunehmen. Sollte die Inflation ihr Top erreichet haben, dann könnte die Notenbank in Sachen Zinsanhebungen auf die Bremse treten. Das wiederum dürfte den Aktien wieder Rückenwind verleihen. Zudem finden die Aktien meist in der Mitte einer Rezession ihren Boden, nicht erst am Ende.