Das war wahrlich eine enttäuschende Börsenwoche. Auf breiter Front rauschten die Aktienkurse nach unten, nachdem US-Präsident im Handelsstreit mit China den Druck massiv erhöht hat. Die ohnehin angeschlagene Konjunktur könnte dadurch einen weiteren Schlag bekommen. Die größten Verlierer unter den deutschen Aktien hatten jedoch andere Ursachen.
Die von Donald Trump gezündete neue Eskalationsstufe im Handelskrieg zwischen den USA und China hat die Anleger aus den Aktienmärkten getrieben. Der US-Präsident hatte am Donnerstag-Abend zusätzliche Zölle von zehn Prozent auf chinesische Güter im Wert von 300 Milliarden US-Dollar ab September angekündigt, wenn China keinem neuen Handelsabkommen zustimmt.
Peking machte unterdessen deutlich, dass es mit Gegenmaßnahmen reagieren werde, wenn US-Präsident Donald Trump mit seinen neuen Strafzöllen ernst macht.
Der DAX rutschte am Freitag unter die psychologisch wichtige Marke von 12.000 Zählern und schloss mit einem Tagesverlust von 3,1 Prozent bei 11.872 Punkten. Der Wochenverlust von 4,6 Prozent ist der größte seit Oktober 2018. Der MDAX büßte in der abgelaufenen Börsenwoche 2,3 Prozent auf 25.626 Punkte ein.
Der deutsche Leitindex mit seinen zahlreichen zyklischen Titeln litt unter der Eskalation im Handelsstreit überdurchschnittlich. In Frankfurt wurden zuletzt vor allem die konjunktursensiblen Werte verkauft, etwa Aktien aus der Chip- und der Chemie-Branche. Bei den Wochenverlierern aus DAX, MDAX und SDAX spielten jedoch auch andere Faktoren eine Rolle für die Kursrückgänge. Ein kleiner Überblick über die größten Flops.
Wochen-Flops im DAX
Größter DAX-Verlierer war in der abgelaufenen Börsenwoche HeidelbergCement. Die Aktie des Baustoff-Herstellers reagierte nur verhalten auf die im Rahmen der Erwartungen ausgefallenen Zahlen zum zweiten Quartal. Auch die Prognose für das Gesamtjahr wurde bestätigt. Das schwierige Marktumfeld mit einem neu aufflammenden Handelskonflikt hat inzwischen aber doch für einen Abverkauf der Aktie gesorgt. Konzernchef Bernd Scheifele gab sich im Interview mit DER AKTIONÄR aufgrund voller Auftragsbücher und des Baubooms in den USA optimistisch für die Zukunft. Auch zur niedrigen Bewertung und zur Dividende äußerte er sich.
Zweitgrößter Verlierer im DAX war mit einem Abschlag von 8,7 Prozent die Siemens-Aktie. Deutschlands größter Industriekonzern hatte sich angesichts einer Eintrübung in den Schlüsselmärkten für das laufende Geschäftsjahr 2018/19 pessimistisch geäußert. Neben der Prognose der Münchener sorgten aber auch die vorgelegten Zahlen für das dritte Geschäftsquartal am Markt für Ernüchterung.
Größte Verlierer im MDAX
Die Verluste der Wochenflops im MDAX waren noch größer. Die rote Laterne unter allen 102 HDAX-Werten (DAX, MDAX und SDAX) trägt Grenke mit einem Abschlag von 18,6 Prozent. Der Finanzierungsdienstleister hatte am Montag nachbörslich eine Gewinnwarnung herausgegeben Weil sich die Gesamtwirtschaft eintrübe und damit Zahlungsausfälle der Kunden zunehmen, rechnet der Konzern 2019 mit weniger Gewinn als zuvor gedacht. Die erst seit einigen Wochen im MDAX notierte Aktie stürzte daraufhin ab.
Die Aktie des Spezialchemie-Konzerns Evonik verlor im Wochenverlauf insgesamt 12,2 Prozent und steht dem auf dem vorletzten MDAX-Platz. Man sieht sich trotz Autoflaute und internationaler Handelskonflikte zwar auf Kurs zu den Jahreszielen. Die Abkühlung im Welthandel und die zunehmende Schwäche in wichtigen Industrien machen es jedoch nicht leicht, sagte Konzernchef Christian Kullmann. Und so musst Evonik im abgelaufenen zweiten Quartal im Vergleich zu den hohen Vorjahreswerten Einbußen hinnehmen.
Die größten Wochen-Loser im SDAX
Eine Prognose-Senkung war wiederum im SDAX für die Wochenverluste von 14,3 Prozent bei Dr. Hönle verantwortlich. Der UV-Technologieanbieter wird noch pessimistischer für das im September endende Geschäftsjahr. Hönle erwartet beim Umsatz nur noch 105 bis 110 Millionen Euro. Beim Betriebsgewinn rechnet das Unternehmen noch mit 17 bis 19 Millionen Euro. Der Grund sei ein großer Endkunde, der seine Lieferantenstrategie ändere, was sich negativ auf die Umsatzentwicklung in der Klebstoffsparte auswirke.
Wie schon in der Vorwoche belegt Nordex den vorletzten Platz im SDAX. Um weitere 12.2 Prozent sackte die Aktie des Windkraftanlagen-Bauers diesmal ab. Konkurrent Siemens Gamesa zog praktisch sämtliche Wind-Aktien mit in die Tiefe. Vor allem Risiken bei den Margen sorgten für Verkaufsdruck. Eine Erholung der Profitabilität bei den Windkraftanlagen an Land wird immer unwahrscheinlicher.
Die größten Gewinner der Woche in DAX, MDAX und SDAX finden Sie hier.