Nach den Drohnenangriffen auf die größte Rohölraffinerie in Saudi-Arabien steigen die Ölpreise am Montagmorgen auf den höchsten Stand seit Mitte Juli. Kurzzeitig notiert die Ölsorte Brent rund 20 Prozent höher als am Freitag. Die Auswirkungen dürften zum Wochenstart in allen Assetklassen zu spüren sein.
Aktien
In der Breite dürfte der starke Ölpreisanstieg - Brent notiert 11 Prozent, WTI-Öl knapp 10 Prozent höher - die Aktienmärkte belasten. Der XDAX notiert eine Stunde vor Handelsbeginn wieder unter der 12.400-Punkte-Marke.
Noch härter trifft es die Airlines wie Deutsche Lufthansa oder Ryanair. Stärker betroffen werden auch die Chemiewerte (Covestro, BASF, Wacker Chemie) sein, für die Öl ein wichtiges Vorprodukt ist.
Öl-Aktien profitieren selbstverständlich. Gazprom beispielsweise notiert am Morgen schon vier Prozent höher. Auch Royal Dutch Shell kann vorbörslich deutlich zulegen.
Gold
Der Anschlag auf die saudische Ölproduktion schürt die Angst vor einem Krieg im Nahen Osten. "Wir haben Anlass zu glauben, dass wir den Täter kennen und warten mit geladener Waffe auf die Bestätigung", twitterte US-Präsident Donald Trump. Man warte darauf, wen Saudi-Arabien - Erzrivale des Iran in der Region - für die Angriffe verantwortlich mache und unter welchen Bedingungen man handeln werde. Ein US-Regierungsvertreter untermauerte den Vorwurf der USA, dass der Iran hinter der Attacke steckt. Es gebe Hinweise, dass die Flugkörper aus west-nordwestlicher Richtung und damit aus Richtung des Iran gekommen seien, sagte er.
Aufgrund der erhöhten Unsicherheit ist Gold über Nacht deutlich gestiegen. Zur Stunde klettert der Preis für eine Feinunze um 15 Dollar auf 1.503 Dollar und damit über die wichtige 1.500-Dollar-Marke.
Keine schnelle Lösung - China schwach
Es heißt, dass es Wochen statt Tage dauern wird, bis die Raffinerie wieder auf Normalbetrieb läuft. Die Ölpreise könnten deshalb noch weiter zulegen.
Andererseits kommen schwache Wirtschaftsdaten aus China, die den Ölpreisanstieg dämpfen. Der Handelskrieg mit den USA belastet die chinesische Konjunktur. Im August legte die Industrieproduktion im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur noch um 4,4 Prozent zu und damit noch weniger als im Juli. Experten hatten damit gerechnet, dass die Produktion wieder etwas anzieht.
Auch der Umsatz im Einzelhandel schwächte sich überraschend ab. Er zog im August um 7,5 (Juli: 7,6) Prozent an. Volkswirte hatten erwartet, dass sich der Einzelhandelsumsatz wieder belebt. Auch die Investitionen in Sachanlagen enttäuschten. Sie legten bis Ende August um 5,5 Prozent zu. Hier hatten die Volkswirte ein Plus auf dem bisherigen Niveau von 5,7 Prozent prognostiziert.
Die Daten schüren die Sorge, dass China das Wachstum früherer Tage nicht auf Dauer halten kann. "Es ist eine ziemlich schwere Aufgabe für eine so große Volkswirtschaft wie China, schnelle Wachstumsraten von mehr als sechs Prozent vor dem Hintergrund der ungewissen internationalen Situation zu wahren", sagte Premier Li Keqiang am Montag. Andererseits ist die Basis im Vergleich zu früher auch massiv angestiegen.
mit Material von dpa-AFX