Der Rubel rollt weiter abwärts. Weniger als 1 Cent (sowohl in Euro als auch in Dollar) kostete die russische Währung zuletzt. Daran änderte auch eine Gegenbewegung am vergangenen Freitag nichts. Kreml-Boss Wladimir Putin hat unterdessen einmal mehr Durchhalteparolen ausgegeben. „Wir sind zuversichtlich, dass alles gut wird“, sagte Putin in seiner Neujahrsansprache.
Putin hatte bereits vor einigen Wochen verkündet, es bestehe „kein Grund zur Panik“. Eine Aussage, die gerade bei autoritären Regimen ein Indikator dafür ist, dass einiges schiefläuft.
Der jüngste Absacker beim Rubel wurde unter anderem mit dem Stopp russischer Gaslieferungen durch die Ukraine in Verbindung gebracht. Dieses Vorhaben war allerdings schon längere Zeit bekannt. Der ukrainische Netzbetreiber hatte die Lieferungen, wie angekündigt, zum Jahreswechsel eingestellt. Zuvor hatte ein Vertrag zwischen Naftogaz (Ukraine) und Gazprom (Russland) ein Durchleiten in westeuropäische Richtung ermöglicht.
Schätzungen zufolge bedeutet der nun erfolgte Stopp für Gazprom einen Verlust von umgerechnet rund fünf Milliarden Dollar (der Ukraine entgehen Hunderte Millionen). Ob eine Kompensation durch alternative Lieferverträge erfolgen kann, ist noch unklar.
Einfacher dürfte die Situation für Gazprom jedenfalls kaum werden. Bereits im abgelaufenen Jahr hatte der Konzern erstmals seit mehr als 20 Jahren einen Verlust gemeldet – etwa 6,4 Milliarden Euro.
EU-Staaten hatten zuletzt nur noch 8 Prozent ihres Gases aus Russland bezogen. Vor Kriegsbeginn waren es 40 Prozent.
Rubel im Crash-Modus
Für einen Rubel gab es zuletzt etwa 0,0091 Dollar oder 0,0088 Euro. Allein von Weihnachten bis Silvester hatte die russische Währung noch mal rund 12 Prozent verloren. Zwar gibt es immer wieder auch Gegenbewegungen, allerdings ist der übergeordnete Abwärtstrend intakt.
Der Rubel-Kurs bewegt sich nun wieder nahe der Tiefs, die zu Kriegsbeginn in der Ukraine erreicht worden waren. Anschließend hatte es zunächst eine Erholung gegeben, die zeitweise sogar über das Vorkriegsniveau hinausgegangen war.
Marktbeobachter gehen davon aus, dass der Rubel-Kurs in den ersten Kriegsjahren von Russland massiv gestützt wurde. Die jüngsten Einbrüche werden als Zeichen dafür gedeutet, dass sich die Reserven dem Ende neigen.
Milliarden-Verluste für Gazprom. Der Krieg in der Ukraine läuft nicht wirklich gut für Russland. Die Inflation galoppiert. Die Währung verfällt. Die Ereignisse in Syrien in den vergangenen Wochen haben zudem gezeigt, dass der ehemalige US-Präsident Barack Obama vielleicht gar nicht so unrecht hatte, als er Russland einst als Regionalmacht verspottete. Westliche Anleger brauchen sich um die Situation derzeit allerdings eigentlich keine Sorgen machen. Die Hinterlegungsscheine (ADRs) für russische Aktien sind längst nicht mehr handelbar. Lediglich einige besonders vermögende Anleger haben womöglich ihre Anteile in russische Aktien umwandeln lassen. Die Frist dafür ist allerdings ebenfalls längst abgelaufen und die Handelbarkeit stark eingeschränkt.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Gazprom.