Nach der ungewöhnlich starken Woche am deutschen Aktienmarkt könnte es zunächst eine Beruhigung geben. Wenig Ruhe verspricht nämlich Donald Trump, der den Wahlsieg von Joe Biden nicht anerkennen möchte. Die juristischen Eskapaden könnten ein Störfeuer für die Aktienkurse entfachen. Außerdem bleiben Corona und Brexit Unsicherheitsfaktoren. Ein Wochenausblick.
In der neuen Woche richten sich die Blicke unverändert auf die Vereinigten Staaten, wo die Präsidentschaftswahl mit der Mehrheit der Wahlleute-Stimmen seit Samstag für Joe Biden zwar entschieden ist. Allerdings will Amtsinhaber Donald Trump das Weiße Haus nicht ohne Widerstand verlassen. Er hat mehrere Gerichtsverfahren angestoßen.
Nur Sekunden, nachdem mehrere US-Medien den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden zum Sieger der Wahl in den USA erklärt haben, ist in vielen Großstädten großer Jubel ausgebrochen. Der Weekend-DAX des Brokers IG machte ebenfalls einen kleinen Sprung nach oben. Der Aufschlag zum Freitagsschluss betrug jedoch nur gut ein halbes Prozent auf 12.555 Punkte.
Am Freitag ging der DAX bei 12.480 Punkte ins Wochenende. Das Wochenplus betrug satte acht Prozent, womit die coronabedingten Kurseinbrüche wieder nahezu wett gemacht wurden.
Im Fokus bleibt auch die Pandemie, da die Corona-Neuinfektionszahlen in vielen Ländern neue Rekordniveaus erreichen und Regierungen ihre Maßnahmen zur Virus-Eindämmung verschärfen. In Deutschland meldete das Robert Koch-Institut (RKI) am Samstag 23.399 neue Fälle binnen 24 Stunden - und damit einen neuen Höchstwert.
Die Situation rund um die Corona-Pandemie samt den Effekten von neuen Lockdowns werde tonangebend bleiben und "die wirtschaftliche Entwicklung im laufenden vierten Quartal deutlich beeinträchtigen", so Deutsche-Bank-Analyst Henry Allen. Das wiederum bringt über kurz oder lang die Zentralbanken erneut ins Spiel, denn an den Märkten wird wieder zunehmend auf weitere Lockerungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) gesetzt.
In den USA könnte die Fed auf die neue Corona-Welle und das bisherige Ausbleiben eines weiteren Konjunkturprogramms mit weiteren quantitativen Lockerungen reagieren, wie Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner erwartet.
Zudem dürften Äußerungen zu den Verhandlungen über ein Handelsabkommen zwischen Großbritannien und der Europäischen Union weiter aufmerksam verfolgt werden. Hier dürfte jedwedes Anzeichen eines Fortschritts beobachtet werden, um die Wahrscheinlichkeit einer noch rechtzeitigen Einigung abzuwägen, schreibt Allen.
Viele Konjunkturdaten
Von diesen Themen abgesehen gibt es wie üblich noch einige Wirtschaftsdaten: Neben Konjunkturdaten aus Japan und China am Anfang der Woche stehen am Donnerstag in den USA die wöchentliche Arbeitsmarktdaten sowie die Inflationsdaten auf der Agenda. Am Freitag rückt das von der Universität Michigan ermittelte Konsumklima in den Blick. Hierzulande rückt die Industrieproduktion der Eurozone am Donnerstag in das Zentrum der Aufmerksamkeit.
Zuvor, am Montag, stehen die deutschen Außenhandelsdaten für September an sowie am Dienstag die ZEW-Umfrage im November. Der Index des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) gibt die mittelfristigen Erwartungen zur Konjunktur- und Kapitalmarktentwicklung von Analysten und institutionellen Anlegern wieder und ist neben dem Ifo-Geschäftsklimaindex das am meisten beachtete deutsche Konjunkturbarometer.
Zehn DAX-Werte mit (endgültigen) Quartalszahlen
Unternehmensseitig richtet sich der Blick zunehmend auf die Quartalsbilanzen deutscher Konzerne. Allein aus dem Leitindex DAX werden am Dienstag die Zahlen des Sportartikel-Herstellers Adidas erwartet, am Mittwoch die des Versorgers E.on sowie am Donnerstag die von Konkurrent RWE, der Deutschen Telekom, des Industriekonzerns Siemens und des Darmstädter Pharma- und Spezialchemie-Herstellers Merck KGaA. Am Freitag schließlich berichtet Deutsche Wohnen.
Endgültige Quartalszahlen legten darüber hinaus noch Deutsche Post, Henkel und Continental vor. Zudem könnten am Montag noch die Anteilscheine des Agrar- und Pharmakonzerns Bayer mit möglichen Neuigkeiten zum Glyphosat-Rechtsstreit in den USA in den Fokus rücken.
Wohin also die Reise für Aktien in der neuen Woche genau gehen wird, vermag angesichts der zahlreichen Unbekannten niemand vorherzusagen. Doch auch wenn es immer mal wieder zu Rücksetzern kommen wird, bleiben viele Marktexperten mittelfristig positiv gestimmt. So etwa Analyst Markus Reinwand von der Helaba. "Die Belastungsfaktoren für Aktien liegen auf der Hand", schreibt er unter Verweis auf die Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen. Außerdem hält er Aktien für zum Teil "hoch bewertet".
Zugleich spreche aber auch einiges für weiter steigende Kurse: "Zusätzliche Konjunkturpakete sind in der Pipeline. Die Geldpolitik ist extrem expansiv und wird dies auf absehbare Zeit bleiben. Gleichzeitig gibt es angesichts rekordniedriger Zinsen keine ernst zu nehmende Konkurrenz für Dividendentitel." (Mit Material von dpa-AFX)
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