Signale einer leichten geldpolitischen Straffung in Japan sorgten am Morgen für einen kleinen Schock. Zum Schluss konnten DAX und Co ihre Minus-Zeichen verkleinern. Deutlicher Abgaben erlitten indes von der Zinsentwicklung abhängige Sektoren, also etwa Technologie-Titel und vor allem Immobilien-Werte.
Die Notenbanken haben mit ihrer restriktiven geldpolitischen Haltung die Börsen weiter im Griff: Nach der US-amerikanischen Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) vergangene Woche sorgte am Dienstag die Bank of Japan (BoJ) für den nächsten Stimmungsdämpfer. Die Zentralbank Japans entschied, die Spanne zu lockern, in der sich die langfristige Anleiherendite bewegt. Das wurde an den Märkten als erster Schritt hin zu einer zumindest leichten Straffung der geldpolitischen Zügel gewertet.
Der DAX hat trotz der erneut negativen geldpolitischen Überraschung innerhalb seiner jüngsten Stabilisierungsspanne behauptet. Nach frühen Verlusten von mehr als ein Prozent fing sich der deutsche Leitindex wieder etwas und stand zum Schluss noch 0,4 Prozent im Minus bei 13.884 Punkten. Damit hält sich der DAX auch weiterhin über seiner 50-Tage-Linie (siehe Chart).
Der MDAX der mittelgroßen Börsenwerte konnte bei 24.962,50 Punkten seinen frühen Abschlag auf 0,25 Prozent eindämmen.
Am Dienstag gaben die Nachrichten aus Tokio vor allem den Aktien von Banken weiter Auftrieb und verstärkten umgekehrt den Druck auf Immobilien-Werte. Deutsche Bank und Commerzbank belegten mit Kursgewinnen von knapp sechs beziehungsweise gut neun Prozent den ersten Platz in ihren jeweiligen Indizes. Auch im europäischen Vergleich schlug sich der Banken-Index am besten.
Die weltweite geldpolitische Straffungstendenz bringe Banken und Versicherungskonzernen Zinseinnahmen und Entlastungen auf der Kostenseite, sagte Marktexperte Andreas Lipkow.
Immo-Aktien leiden unter Zinserhöhungen
Vonovia verloren hingegen 2,8 Prozent und Aroundtown – zusätzlich belastet von einer gestrichenen Kaufempfehlung der Privatbank Berenberg – als MDAX-Schlusslicht sogar knapp zehn Prozent, während der Immobilien-Index die Verliererliste im marktbreiten Stoxx Europe 600 anführte.
Rheinmetall-Titel litten mit minus 2,8 Prozent weiter unter den Problemen mit dem Schützenpanzer Puma der Rüstungsschmiede. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht bekräftigte ihre Forderung nach Tempo bei der Instandsetzung des bei Übungen ausgefallenen Gefechtsfahrzeugs und drohte damit, dieses andernfalls nicht mehr zu nutzen.
Boss, Pfeiffer und Fielmann gegen den Trend freundlich
Die Aktien des Mode-Herstellers Hugo Boss legten hingegen nach einer Kaufempfehlung der Deutschen Bank um zwei Prozent zu. Für die Aktien des Vakuumpumpen-Herstellers Pfeiffer Vacuum ging es nach einer Anhebung der Umsatzprognose um 1,7 Prozent hoch, was einen der vorderen Plätze im Nebenwerte-Index SDAX bedeutete. Ein positiv aufgenommener Zukauf ließ die Aktien der Optikerkette Fielmann um 1,9 Prozent steigen.
Mit einem Kurssturz von 82 Prozent reagierten indes im Xetra-Handel die Aktien des Ladetechnik-Anbieters Compleo Charging Solutions auf die Einleitung eines geordneten Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung. Zeitweilig rutschte die kleine Aktie unter die 1-Euro-Schwelle. DER AKTIONÄR hatte bereits am Vorabend berichtet. (Mit Material von dpa-AFX)
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