Der DAX hat seine Rekordjagd am Mittwoch fortgesetzt. Der deutsche Leitindex schloss 0,75 Prozent höher bei 16.656,44 Punkten. Zwischenzeitlich markierte er einen neuen Rekord bei 16.727,07 Zählern – und damit weitere 175 Punkte über seinem Höchststand vom Vortag. Während der laufenden Jahresendrally seit dem Oktober-Tief hat das Börsenbarometer nun fast 14 Prozent gewonnen.
Der MDAX der mittelgroßen Unternehmen verbuchte zur Wochenmitte ein Plus von 0,93 Prozent auf 26.737,58 Zähler. Von seinem Rekordhoch aus dem Jahr 2021 ist er damit allerdings noch weit entfernt.
Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets, sprach von einer erstaunlichen Hausse am Aktienmarkt: „Die Börsen feiern eine anstehende Zeitenwende in der Geldpolitik, die weder bereits eingetreten noch von offizieller Seite wirklich bestätigt ist.“
Aktuelle US-Arbeitsmarktdaten untermauern allerdings die Hoffnung auf bald wieder sinkende Zinsen. Die Privatwirtschaft der USA schuf im November deutlich weniger Stellen als erwartet. Eine Abschwächung am Arbeitsmarkt dürfte der US-Notenbank Fed bei ihrer Inflationsbekämpfung entgegenkommen.
EuroStoxx 50 auf Hoch seit 2007
Die Erwartung bald wieder sinkender Leitzinsen hatte die Börsen europaweit erneut befeuert. Der EuroStoxx 50 erreichte den höchsten Stand seit 2007. Am Ende stand für den Leitindex für die Aktienschwergewichte der Eurozone ein Plus von 0,68 Prozent auf 4.483,26 Punkte zu Buche. Damit baute der Index die Gewinnstrecke seit dem Tief im Oktober knapp unter 4.000 Zählern auf gut zwölf Prozent aus.
Merck: Verluste nach Studien-Rückschlag
Unter den Einzelwerten stachen die Papiere von Merck mit einem Minus von 13,1 Prozent negativ heraus. Der Pharma- und Spezialchemiekonzern erlitt mit seinem Mittel Evobrutinib zur Behandlung von Multipler Sklerose einen weiteren Rückschlag. Zwei Studien zur Sicherheit und Wirksamkeit des Medikaments hätten nicht die gewünschten Ergebnisse erbracht, hieß es.
Neben Merck enttäuschte im Pharma- und Gesundheitssektor auch Fresenius die Anleger. Der Medizinkonzern darf wegen staatlicher Energiehilfen für das laufende Jahr keine Dividende ausschütten. „Fresenius war eine sichere Dividenden-Aktie“, sagte ein Händler. Der Aktienkurs rettete sich aber letztlich um 0,3 Prozent ins Plus. Fresenius Medical Care fielen dagegen um 1,4 Prozent, nachdem ein Cyberangriff auf eine US-Tochter des Blutwäschespezialisten bekannt wurde, der bereits im September verübt wurde.
Die Aktien des Autobauers Volkswagen gewannen an der DAX-Spitze 5,4 Prozent. Leicht positive Neuigkeiten kamen zum Thema Xinjiang: Die von den Wolfsburgern beauftragten Prüfer haben nach eigenen Angaben keine Hinweise auf Zwangsarbeit in dem umstrittenen Werk in der chinesischen Provinz gefunden.
Bayer-Aktien setzten ihren Stabilisierungsversuch mit einem Plus von 2,2 Prozent fort, obwohl es erneut schlechte Nachrichten aus den USA gab. Händler verwiesen auf ein weiteres Urteil in einem US-Glyphosat-Prozess gegen den Pharma- und Agrarkonzern, das Anleger auf dem niedrigen Kursniveau aber nicht mehr zusätzlich verschreckt habe.
MDAX: Redcare stark, Hensoldt schwach
Die Papiere von Hensoldt fielen um 2,1 Prozent und waren damit einer der schwächsten Werte im MDAX. Der Rüstungselektronikkonzern will den Rüstungsspezialisten ESG aus München übernehmen. Der Deal wird bis zu 730 Millionen Euro schwer. Finanziert werden soll der Kauf mit einer Kapitalerhöhung von bis zu zehn Prozent sowie durch Schulden in Höhe von circa 450 Millionen Euro.
Nach einer Kaufempfehlung vom Investmenthaus Stifel verteuerten sich die Aktien der Internet-Apotheke Redcare um 7,5 Prozent. Auto1 verloren indes 1,5 Prozent, nachdem die US-Bank JPMorgan die Titel des Online-Gebrauchtwagenhändlers auf „Neutral“ abgestuft hatte. Die Aktien des Werbekonzerns Ströer wurden von JPMorgan wiederum auf „Overweight“ hochgestuft, worauf der Kurs um zwei Prozent anzog.
TUI: Kurssprung nach positivem Ausblick
Ein positiver Geschäftsausblick ließ die Aktien von TUI um 15,3 Prozent in die Höhe springen. Der Reisekonzern erwägt zudem den Abschied von der Londoner Börse und die Rückkehr in den MDAX. Eine Börsennotierung nur noch in Deutschland könnte TUI aus Sicht des Vorstands Vorteile bringen. Dazu zählten etwa weniger Kosten und ein besseres Eigenkapitalprofil.
Mit Material von dpa-AFX.