Der Ifo-Index ist unerwartet schwach ausgefallen. Insbesondere die Geschäftserwartungen malen ein düsteres Bild. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sieht Deutschland im vierten Quartal in einer Stagflation. Die DAX-Investoren zeigen sich davon allerdings relativ unbeeindruckt und ziehen den deutschen Leitindex wieder in Richtung 15.600-Punkte-Marke.
"Die Unternehmen ahnen, dass die Politiker auf die stark steigenden Corona-Infektionen mit neuen Beschränkungen reagieren werden", schreibt Krämer in einem Kommentar. Außerdem führe die neue Corona-Welle vor allem in Asien zu Fabrikschließungen, was den Materialmangel hierzulande verschärfen werde. "Die deutsche Wirtschaft dürfte im vierten Quartal kaum noch wachsen", prognostiziert Krämer. Der deutsche Dienstleistungssektor wird nach seiner Einschätzung darunter leiden, dass das nicht geimpfte Viertel der deutschen Bevölkerung demnächst von kontaktintensiven Dienstleistungen ausgeschlossen wird.
Michael Winkler, Leiter Anlagestrategie bei der St. Galler Kantonalbank Deutschland AG, sieht die Risiken in den Kursen eingepreist. Ein Indiz für ihn ist, dass die weltweiten Aktienmärkte die Kursrückgänge aus dem September zumeist bereits wieder aufgeholt haben, obwohl die Belastungsfaktoren, die die Korrektur ausgelöst hatten, unverändert fortbestehen: hohe Energiepreise, starke Teuerung, konjunkturelle Abkühlung, Regulierung in China, Engpässe in den Lieferketten und Halbleitermangel. Für sein Team sei das ein Anzeichen dafür, dass diese Probleme mit dem Rücksetzer im September abgearbeitet wurden und damit bereits in den Kursen enthalten sind.
Nach Einschätzung des AKTIONÄR wird der DAX nicht so leicht neue Höchstkurse erklimmen. Die bekannten Risiken scheinen eingepreist sein, aber es braucht auch neue Impulse. Die Berichtssaison in Deutschland könnte diese liefern. Vorerst bleibt aber der empfohlene Inline-Optionsschein die erste Wahl.