Die Euphorie nach der US-Notenbanksitzung ist schon wieder verflogen. Am heutigen letzten Hexensabbat in diesem Jahr, an dem um die Mittagszeit Optionen und Futures verfallen, herrscht Tristesse am deutschen Aktienmarkt. Der DAX notiert nur noch knapp über 15.500 und damit deutlich im Minus. Die Lage ist ernst.
Wie gewonnen, so zerronnen. Die Anfangsgewinne vom Donnerstag haben sich in der Zwischenzeit in Luft aufgelöst. Am Freitag dominieren schon wieder rote Vorzeichen im DAX – von 40 Aktien notieren 30 im Minus, wobei die Autobauer neben Delivery Hero am stärksten leiden müssen.
Die großen Investoren befinden sich offenbar noch in der Findungsphase. Wie soll man den Ausstieg der US-Notenbank aus der ultralockeren Geldpolitik bewerten? Was bedeutet das Vorgehen der EZB? Normalerweise sind steigende Zinsen, wie von der Fed anvisiert, negativ für Aktien, doch selbst nach sechs Zinsschritten bis Ende 2023 läge man erst bei einem Leitzins von 1,5 Prozent.
In Europa ist die EZB vom Gaspedal herunter, steht aber noch lange nicht auf der Bremse. Das eine Anleihenkaufprogramm wird reduziert, das andere ausgewietet. Zinsanhebungen sind wahrscheinlich erst 2024 ein Thema. Der Fokus kann sich deshalb auf die Unternehmensgewinne richten, und hier sind die Aussichten für 2022 gar nicht so schlecht. Die Fed sieht trotz strafferer Geldpolitik ein stärkeres Wirtschaftswachstum, die EZB hat ihren Ausblick auch erhöht.
Ein Blick auf den DAX-Chart verdeutlicht, dass die Marktteilnehmer schon lange nicht so recht wissen, wohin die Reise geht. Seit Mai, also seit sieben Monaten, pendelt der DAX mehr oder weniger zwischen 15.000 und 16.000. In den letzten Tagen ist die Schwankungsbreite noch enger geworden, die Begrenzungspfosten stehen bei 15.500 und 15.800.
Es muss etwas passieren, soll der Durchbruch nach oben erfolgen. Im Moment ist das die Hoffnung auf ein Ende der Pandemie. Doch der Vormarsch der Omikron-Variante lässt den Glauben daran verlieren. Möglicherweise ist es aber genau diese Mutante, die den Ausweg aus der Pandemie ebnet.
Aktuell drängt sich ein Einstieg in den DAX nicht auf. So bleibt etwas mehr Zeit, sich auf Weihnachten vorzubereiten.