Während die Wall Street mit leichten Gewinnen startet, haben möglicherweise ausbleibende Zinssenkungen der Fed den deutschen Aktienmarkt am Freitag stark belastet. Im DAX schaffte es keine einzige Aktie zu einem Tagesplus von über einem Prozent. Auch in der zweiten und dritten Reihe dominierten die roten Vorzeichen.
Der DAX gab zum Wochenschluss 1,3 Prozent auf 18.163,94 Punkte nach. Der MDAX verlor am Freitagnachmittag 1,3 Prozent auf 26. 918,65Zähler. Europaweit zeigten sich die Börsen schwach. In den USA deutet sich dagegen eine leichte Erholung von den Kursverlusten am Vortag an – dabei liegt genau dort der Ursprung für die heutige Verunsicherung.
Auslöser der Kursverluste waren die Aussagen des Präsidenten der regionalen US-Notenbank Minneapolis. Das derzeit nicht stimmberechtigte Fed-Mitglied Neel Kashkari hatte gesagt, dass es im laufenden Jahr womöglich keine Zinssenkung geben könnte, falls die Inflation hoch und das Wachstum robust bleibe.
Laut Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets, machen angesichts dessen eher die Kurse die Nachrichten. Dass die Fed Zinssenkungen von der Inflationsentwicklung und der Robustheit der Wirtschaft abhängig mache, sei nichts Neues. Eine Korrektur an den Börsen habe sich vielmehr „schon nach dem Osterwochenende angekündigt“. Nur sei da noch nach den entsprechenden Nachrichten gesucht worden. Insgesamt sei die Korrektur nach der jüngsten Rally sogar gesund.
Marktbewegende Unternehmensnachrichten waren heute rar gesät und so bewegten vor allem Analystenkommentare. Im MDAX büßten die Anteile von Hensoldt als Schlusslicht 7,0 Prozent ein. Das Analysehaus Warburg Research hatte die Aktie auf "Hold" abgestuft und nahm vor allem zur Übernahme des Militärdienstleister ESG Stellung.
Dieser werde wohl nicht vor 2028 einen positiven Beitrag zum Geschäft des Rüstungselektronik-Konzerns leisten, schrieb Christian Cohrs. Insofern sei der Deal zwar ein kluger Schritt zur Ergänzung des Angebots, bringe kurzfristig aber keine Wertsteigerung.
Noch stärker ging es für den Panzergetriebebauer Renk nach unten. Die Aktie, die seit dem Börsengang im Februar eine fulminante Kursrally hingelegt hat, schmierte um über neun Prozent ab. Ein Analyst der Privatbank Oddo BHF hat das Unternehmen von „Outperform“ auf „Neutral“ abgestuft.
Im DAX gab es angesichts der insgesamt eingetrübten Stimmung fast nur Verlierer. Als typisch defensiv eingeschätzte Aktien hielten sich noch am besten. Keine einzige schaffte ein Plus von mehr als ein Prozent. Spitzenreiter war die Deutsche Börse mit einem Tagesplus von 0,6 Prozent. Auch Rheinmetall rettete sich am Ende mit +0,04 haarscharf in die Gewinnzone.
Größter DAX-Verlierer war Zalando. Die Aktie büßte am Freitag über fünf Prozent ein. Nennenswerte Unternehmensnachrichten gab es nicht. Der Titel gilt aber als Wachstumswert und deswegen als besonders zinssensibel.
Negative Schlagzeilen gab es bei der DWS Group. Dem Vermögensverwalter könnte wegen des Greenwashing-Skandals eine unerwartet hohe Strafe drohen. Die Aktie reagierte aber kaum darauf. Anleger scheinen sich lieber auf die attraktive Dividendenrendite von 16 Prozent zu konzentrieren.
Mit Material von dpa-AFX.