Gute Unternehmensbilanzen und ausgebliebene negative Überraschungen seitens der Geldpolitik waren in den vergangenen Tagen die wesentlichen Kurstreiber am deutschen Aktienmarkt. Eine Fortsetzung der begonnenen Jahresendrally ist wahrscheinlich – solange neue Quartalszahlen keine Knüppel in die Börsen-Speichen werfen. Nun wartet alles auch auf neue Inflationsdaten. Der Wochenausblick.
Nachdem der Leitindex DAX seine kleine Schwächephase überwunden hat und seit Kurzem wieder von Rekord zu Rekord eilt, könnte die Börsenampel in der neuen Woche weiter grün leuchten – falls die Inflationssorgen den Anlegern nicht doch wieder einen Strich durch die Rechnung machen.
Zumindest aus charttechnischer Sicht sind die Aussichten für den DAX derweil recht gut. "Die nun bevorstehenden Monate gehören statistisch zu den besten, wodurch der Markt zusätzlich angefeuert werden könnte", schrieb der Börsenexperte Andreas Büchler von Index Radar. Dazu komme, dass nach dem Sprung auf ein weiteres Rekordhoch keine weiteren technischen Verkaufszonen oberhalb des aktuellen Kursniveaus mehr existierten.
Am Freitag hatte der DAX dank guter US-Arbeitsmarktdaten bei knapp 16.085 Punkten ein neues historisches Verlaufshoch markiert. Ins Wochenende ging der Leitindex dann bei 16.054 Punkten. Auf Wochensicht bedeutet dies einen Anstieg von 2,3 Prozent.
Allerdings sollten die Anleger die immer noch im Hintergrund schwelenden Inflationssorgen im Blick behalten, auch wenn von den Notenbanken zuletzt beruhigende Töne gekommen waren. Zudem wütet die Corona-Pandemie wieder mit voller Wucht. So könnten nationale Schutzmaßnahmen einmal mehr die internationalen Lieferketten einer Bewährungsprobe unterziehen und so die weltweite Konjunkturerholung gefährden.
Bislang keine negativen Überraschungen
Doch all das ficht die Anleger wohl erst einmal nicht an. "Noch vor einem Monat ließ sich so etwas wie Herbstmüdigkeit erkennen", schrieb Analyst Ulf Krauss von der Landesbank Helaba. Jetzt aber sei von einer Erschöpfung wenig zu erkennen, zumal seitens der Geldpolitik negative Überraschungen ausgeblieben seien.
So beginnt die tonangebende US-Notenbank zwar mit dem Ausstieg aus ihren zur Konjunkturbelebung aufgelegten milliardenschweren Wertpapierkäufen, will sich mit Zinsanhebungen aber noch Zeit lassen. Den Inflationsanstieg bewerten die Währungshüter nach wie vor als vorübergehende Angelegenheit.
Ferner hob die britische Notenbank ihren Leitzins trotz anders lautender Spekulationen zunächst nicht an. Ohne vorläufige Zinserhöhungen dürfte der Aktienmarkt für Anleger also vorerst ein attraktiver Platz zum Geldanlegen bleiben.
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LBBW sieht nun dünne Luft für weitere Jahresendrally
Skeptischer aber äußerten sich die Experten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Die jüngste Rekordjagd beim DAX und auch beim SDAX, dem Index für kleinere und mittlere Nebenwerte, geschehe vor dem Hintergrund nach wie vor sehr hoher Inflationszahlen sowie eines sinkenden Wirtschaftswachstums und eines in der Dynamik abnehmenden Gewinnwachstums der Unternehmen.
"Und weil die Bewertungen am Aktienmarkt weiter steigen und inzwischen ziemlich angespannt erscheinen, dürfte die Luft für eine Fortsetzung der Jahresendrally nun dünn geworden sein. Vor allem dann, wenn die am Mittwoch anstehenden US-Inflationszahlen für Oktober höher als erwartet ausfallen sollten", fuhren die LBBW-Experten fort. Denn dann könnte die Diskussion um eine früher als von Experten prognostizierte Zinserhöhung wieder an Fahrt gewinnen.
Doch zumindest die laufende Berichtssaison der Unternehmen bewertete der Aktienstratege Markus Wallner von der Commerzbank etwas positiver als seine Kollegen von der LBBW. Immerhin hat laut Wallner bisher die Mehrzahl der deutschen Unternehmen die Erwartungen der Analysten übertroffen. Einige von ihnen hätten zudem ihre Ziele für das laufende Geschäftsjahr erneut angehoben.
Letzte DAX-Konzerne legen Geschäftszahlen vor
In der neuen Woche legen einmal mehr viele Unternehmen frische Geschäftszahlen vor. Besonders dicht gepackt ist das Tagesprogramm am Mittwoch und am Donnerstag. So berichten zur Wochenmitte unter anderem der Sportartikel-Hersteller Adidas, der Versicherer Allianz, der Energiekonzern E.on, der Chiphersteller Infineon und der Energietechnik-Konzern Siemens Energy über das abgelaufene Quartal.
Einen Tag später folgen dann zum Beispiel der Essenslieferant Delivery Hero, der Energiekonzern RWE und der Technologiekonzern Siemens. Zum Abschluss der Woche legt mit der Deutschen Telekom der letzte DAX-Konzern seine Zahlen für das abgelaufene Quartal vor.
Ihre Quartalszahlen präsentieren zudem unter anderem folgende Konzerne: 1&1, Bayer, BioNTech, Borussia Dortmund, Fielmann, Global Fashion Group, Jenoptik, Jungheinrich, K+S, Munich Re, Porsche SE, Scout24, SGL Carbon, Sixt, SMA Solar und Varta.
Inflationsdaten im Fokus
In in der neuen Woche stehen nur wenige Konjunkturdaten auf dem Programm. Die größte Aufmerksamkeit dürften am Mittwoch neben den deutschen insbesondere neue US-Inflationsdaten auf sich ziehen. Die Volkswirte der Commerzbank erwarten, dass sich der bereits hohe Preisauftrieb weiter verstärkt. Neben Energie würden auch solche Güter teurer, bei denen man sich eigentlich ein Abflauen der coronabedingten Preissteigerungen erhofft hatte, heißt es im Wochenausblick der Bank.
Im September waren die Verbraucherpreise um 5,4 Prozent gestiegen. Ursache für den Höhenflug seien zu einem beträchtlichen Teil Sondereffekte, schreibt Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner. Die Fed setze darauf, dass diese nach und nach verschwinden und deshalb die Inflation wieder nachlasse. "Dies geschieht aber offenbar nicht so schnell wie erwartet." (Mit Material von dpa-AFX)
Folgende Artikel standen in der abgelaufenen Woche auf www.deraktionaer.de in besonderem Fokus der Leser:
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