Nicht nur der Zeitpunkt der Veröffentlichung, sondern auch das Zahlenwerk des Stuttgarter Autobauers für das zweite Quartal hat die Anleger überrascht. Am Montagabend gab Daimler einen um Sonderfaktoren bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 3,97 Milliarden Euro (Vorjahr 3,76 Milliarden Euro) bekannt. Damit läge das Ergebnis laut Analysten "deutlich über den Markterwartungen". Einziges Manko am guten Zahlenwerk: der wichtigste Bereich, das Geschäft mit Autos (Mercedes-Benz Cars), musste einen leichten Rückgang des bereinigten Gewinns von 2,23 auf 2,21 Milliarden Euro hinnehmen. Die Zahlen im Detail gibt es hier. Seine Jahresprognosen für das bereinigte EBIT bestätigte Konzernchef Dieter Zetsche.
Gute Zahlen – und jetzt?
Das operative Ergebnis (EBIT) sei deutlich besser als am Markt erwartet, so Analyst Jose Asumendi von JPMorgan. Er sieht das Vertrauen der Anleger in die Jahresziele nun deutlich gestärkt.
Die französische Großbank Societe Generale hat Daimler nach den Eckdaten für das zweite Quartal auf "Buy" mit einem Kursziel von 65 Euro belassen. Der Autobauer habe die Gewinnerwartungen deutlich übertroffen, schrieb Analyst Stephen Reitman. Das sei positiv, allerdings bleibe Daimler - wie die gesamte Autobranche - anfällig für Änderungen der Markteinschätzung in punkto politischer Zukunft Großbritanniens und den Handelsbeziehungen zur EU. So gebe es mit Blick auf den britischen Automarkt nach dem Brexit-Votum Risiken. Die Baader Bank hat ihr Kursziel für Daimler von 80 Euro auf 75 Euro gesenkt. Noch dramtischer reagierte die HSBC. Die Experten halten nur noch Kurse von 55 Euro für die Daimler-Aktie für möglich, nach zuvor 70 Euro.
Was wird eingepreist?
Zugegeben, DER AKTIONÄR war zu lange, zu bullish für die Daimler-Aktie. Der VW-Skandal, mögliche Auswirkungen auf Daimler sowie der Umbruch innerhalb der Autoindustrie sorgten für eine weitaus schwächere Entwicklung der Autoaktien als der Gesamtmarkt. Was wird bei den Autobauern wie Daimler oder BMW noch eingepreist? Nun, die Autoindustrie steht vor einem kompletten Wandel. Elektromobilität, Vernetzung, Digitalisierung. Das alles wird Milliardeninvestitionen verschlingen und die Gewinne der deutschen Autobauer schmälern. Die Kernkompetenz der deutschen Hersteller, der Motorenbau, gehört der Vergangenheit an. Daimler, VW und BMW müssen sich quasi neu erfinden
BYD besser als Daimler?
Gut möglich, dass der eine oder andere Hersteller diesen Wandel nicht überleben und auf der Strecke bleiben wird. DER AKTIONÄR geht jedoch davon aus, dass sowohl Daimler als auch BMW in Zukunft eine gute Rolle spielen werden. Dass viele Analysten ihre Kursziele so dramatisch nach unten reduzieren, muss kein schlechtes Zeichen sein. Im Gegenteil: die scharfe Abwärtsbewegung könnte damit zu Ende gehen. Dennoch sollten Anleger hier weiterhin sehr vorsichtig agieren. Eine Anfangsposition bei Daimler ist aber durchaus vertretbar. Der Stoppkurs sollte zehn bis 15 Prozent unter dem Einstand gesetzt werden. Weitaus besser als Daimler und BMW sieht allerdings derzeit BYD aus. Ein chinesischer Hersteller von Elektroautos.
Trading-Position im Real-Depot
Daimler wird derzeit mit einem 2016er-KGV von 7 bewertet. Die Dividendenrendite liegt bei rund sechs Prozent. Damit ist die Aktie attraktiv bewertet. DER AKTIONÄR setzt daher im Real-Depot weiter auf eine Gegenbewegung nach den jüngsten Verlusten. Erst am vergangenen Mittwoch markierte der Titel bei 50,83 Euro ein neues 12-Monatstief.
Das Real-Depot versucht durch kurz- und mittelfristige Investitionen in aussichtsreiche Aktien zum Erfolg zu kommen.Dabei stehen Trading-Chancen aus charttechnischer Sicht, aufgrund von positivem Newsflow oder anderen Sondersituationen im Fokus. Für zusätzliches Potenzial sorgt der Handel mit Hebelprodukten. Deshalb richtet sich das Depot vor allem an spekulativ orientierte Anleger. Interessiert? Dann holen Sie sich ein Probe-Abo und testen Sie für drei Monate das Real-Depot.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.
(Mit Material von dpa-AFX)