Die Aktien von Alibaba, Tencent und Co können auch am Dienstag erneut zulegen. Der Hang Seng stieg heute mehr als fünf Prozent und schloss auf Tageshoch. Bewegt werden die Kurse vor allem von den jüngsten Entwicklungen in China zum Thema Corona. Einige Marktteilnehmer bleiben aber skeptisch.
Nach einem stetigen Anstieg der landesweiten Infektionszahlen meldete Chinas Gesundheitskommission erstmals wieder einen leichten Rückgang der täglichen Neuinfektionen auf rund 38.400 Fälle. Am Vortag war ein Höchststand von mehr als 40.000 zusätzlichen Ansteckungen gemeldet worden.
„Es ist erstaunlich, wie schnell und vor allem wie stark sich die Indizes in China und Hongkong von ihrem gestrigen Einbruch erholen“, so Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. „Das aktuelle Abflauen der Proteste reicht da als Erklärung sicherlich nicht aus.“ Offensichtlich habe sich auf dem Parkett die Meinung durchgesetzt, dass die chinesische Staatsführung ihre Null-Covid-Strategie lockern könnte, um die Proteste zu beenden.
„Heute Morgen gab es erste Meldungen, dass die chinesische Regierung von der Zero-Covid-Strategie Abstand nehmen könnte und dies mit einem baldigen Statement verkünden würde“, hieß es dazu von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). „Die chinesischen Aktienmärkte reagierten auf die Gerüchte und die Abnahme der Proteste am Montag heute Morgen mit deutlichen Kursgewinnen.“
Allerdings äußerten die Experten der LBBW auch Skepsis. „Jetzt aber von der bisherigen Zero-Covid-Strategie abzuweichen, würde bedeuten, Fehler der obersten Parteiführung einzugestehen. Dies widerspricht dem Selbstverständnis der KP.“ Es müsse daher ein Weg gefunden werden, „von der bisherigen Strategie abrücken zu können, ohne dabei das Gesicht zu verlieren“.
Tatsächlich hat China inzwischen lediglich angekündigt, die Impfkampagne für ältere Menschen voranzutreiben. Dennoch stellte die Gesundheitskommission keine Abkehr von den strikten Maßnahmen gegen Covid in Aussicht. Sie forderte lediglich dazu auf, bereits zuvor angekündigte Anpassungen „schnell und gründlich“ umzusetzen. Allerdings soll auf „die falsche Praxis zusätzlicher Maßnahmen“ verzichtet werden, hieß es.
Unterdessen musste Disneyland in Shanghai schon wieder schließen, nachdem es erst wenige Tage geöffnet war.
Die Unmutsäußerungen in der Bevölkerung werden lediglich unterdrückt. Immerhin hat Chinas Führung die lokalen Regierungen noch mal ermutigt, keine zusätzlichen Lockdown-Maßnahmen zu verhängen. Allerdings sind die Vorgaben derzeit so schwammig, dass wohl viele regionale und lokale Politiker lieber nichts riskieren wollen. Vorerst bleiben China-Aktien ein reiner Zock.
Hinweis: Der Handel mit Anteilen chinesischer Unternehmen ist mit erheblichen politischen und rechtlichen Unsicherheiten verbunden. Für Anleger besteht ein erhöhtes Totalverlustrisiko. DER AKTIONÄR rät dazu, nur in Einzelfällen und mit geringer Gewichtung in China-Aktien zu investieren.
(mit Material von dpa-AFX)
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Alibaba, Baidu, JD.com.