Die Lichter an den Standorten bei Osram sind gedimmt. Jeder fünfte Arbeitsplatz des traditionsreichen Leuchtenherstellers steht auf dem Spiel. Osram-Chef Wolfgang Dehen plant wegen des wegbrechenden Geschäfts mit herkömmlichen Leuchtmitteln die Streichung von fast 8.000 Stellen bis Herbst 2017, davon 1.700 in Deutschland. Das ist die Quintessenz der kürzlich vorgelegten Quartalszahlen.
Man könnte jetzt den Zeigefinger Richtung Brüssel heben und sich über die Bürokraten in der Europäischen Union echauffieren, die mit dem Verbot die klassische Glühbirne in Europa ohne Not ausgeknipst haben. Doch die 1.700 Arbeitsplätze in Deutschland hat jemand auf dem Gewissen, von dem man eher das Gegenteil erwartet: Sigmar Gabriel. Der tourte 2009 im Vorfeld der Bundestagswahl als Umweltminister durch die Republik und boxte mit dem damaligen EU-Umweltkommissar Stavros Dimas das Glühbirnenverbot europaweit durch. Bei seiner Wahlkampftour hielt die große SPD-Leuchte dabei kleine Energiesparlampen hoch – ausgerechnet auch noch von Osram.
Über Sinn und Unsinn, normale Glühbirnen zugunsten von quecksilberhaltigen Energiesparlampen mit ungemütlichem, kaltem Licht abzuschaffen, wurde schon damals heftig diskutiert. Mediziner, Lichtplaner, Baubiologen hatten sich vehement dagegen ausgesprochen.
Im Nachhinein betrachtet liest sich der Fahrplan für das von Gabriel initiierte Glühbirnenverbot wie das Drehbuch für einen Vernichtungsfeldzug gegen einen typisch deutschen Industriezweig – eine Stilblüte des Sozialismus. Dass ausgerechnet der Osram-Standort Berlin mit am stärksten betroffen ist, was die wirtschaftlichen Probleme für Parteikollege Klaus Wowereit noch vergrößert, passt in das unglückliche Bild der Partei.
Für Gabriel selbst war das Verbot der Glühbirne freilich die Gelegenheit, sich – endlich einmal europaweit – als vermeintlicher Klimaschützer zu profilieren. Will man es ihm verdenken? Letztlich tut er das, was typisch für Politiker aller Couleur ist – schauen, woher der gerade aktuelle populistische Wind weht und Entscheidungen treffen, die bestenfalls bis zum Ende der Legislaturperiode durchdacht sind.
Es bleibt die Hoffnung, dass es nicht noch mehr solcher Beispiele wie Osram bedarf, damit die Wähler aufwachen und solche Leuchten politisch ausknipsen.