Zwei börsennotierte deutsche Fußballvereine sind oft Thema meiner Berichterstattung an der Frankfurter Börse. Und in unserem Team an der Börse sind die Spielergebnisse vom Wochenende montags Top-Thema. Als weibliche Eindrittelminderheit in der Familie bin ich im Thema. Dafür sorgen meine beiden Männer. In der zweiten Mai-Hälfte werden sie es wieder tun können.
Wann immer in der Coronakrise Hoffnung auf einen Neustart der Bundesliga aufkeimte, war das abzulesen an den Kursen von BVB und Unterhaching – den einzigen börsennotierten Fußballklubs in Deutschland, deren Aktien aber seit Mitte März tief im Abseits sind, seit die Bundesligasaison durch die Coronapandemie unterbrochen wurde.
Seitdem laufen im Fernsehen Spiele aus der Vergangenheit. Denn die Hoffnung auf eine Fortsetzung der Bundesliga verschob sich ein ums andere Mal. Gesundheit statt kommerzieller Sport. Eine richtige Entscheidung!
Inzwischen hat die DFL ein Konzept für Geisterspiele erarbeitet und der Bundesregierung vorgelegt. Damit ab dem 15. Mai das runde Leder wieder möglichst ins Eckige trifft. Ohne Zuschauer. Ohne Fans. Trotz mehrerer Coronafälle beim 1. FC Köln und bei Borussia Mönchengladbach. Der Fußball als Wegbereiter für andere Sportarten?
Aber wie sollen die 36 Clubs coronafrei bleiben? Ist das realistisch? Wie kann es funktionieren, wenn doch gerade ein Hertha-Spieler öffentlichkeitswirksam alle Vorsicht vergisst? Und nahezu jedes Klischee, jedes Vorurteil über diese Sportart bestätigt?! Setzt man die Coronatests, die dann Woche für Woche benötigt würden und über deren Höhe unterschiedliche Angaben kursieren, nicht besser zum Schutz der Bevölkerung ein?
Welche Option hat die DFL sonst? Vor allem kleineren Clubs droht die Insolvenz, denn die Fußballwelt besteht nicht nur aus Klubs mit großen Sponsoren und hohen Rücklagen … Ein zweischneidiges Schwert zwischen Extrawurst, die man nicht haben will, wirtschaftlichen Interessen und der Verantwortung für die Gesundheit … Immerhin – fast alle Rechteinhaber wollen im Mai zumindest die fälligen Mediengelder zahlen. Das dürfte vor allem die kleinen Klubs vor einer möglichen Insolvenz bewahren. Doch was ist bei einem Saisonabbruch? Müssen TV-Gelder dann zurückgezahlt werden?
„Doch warum die und nicht ich?“, wird so mancher Restaurantbesitzer, Unternehmer, Künstler denken. Ohnehin steigt der kollektive Unmut angesichts subjektiv empfundener Ungleichbehandlung ... Und so setzte die DFL auf die Politik, die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten. Spielt ihnen den Ball zu. Und gewinnt. Dafür braucht es keine Verlängerung mehr. Und die DFL übernimmt selbst die Schiedsrichterfunktion: Sie kann selbst entscheiden, wann es wieder weitergeht – ob am 16. oder am 23. Mai! So viel Freiheit hat keiner von uns! Kurssprung bei der Aktie von Borussia Dortmund direkt nach der Entscheidung: gut vier Prozent nach langer Durststrecke. Gut ein Prozent Plus für die Aktie der SpVgg Unterhaching.
Meine jahrelange Erfahrung an der Börse sagt mir: Das ist keine Einbahnstraße! Die Kurse von Fußball-Aktien schwanken zum Teil extrem – je nach Spielverlauf. Sportlicher Erfolg, am besten international, heißt mehr Fans, mehr TV-Gelder, mehr Merchandising-Verkäufe und gut gefüllte Kassen, um Top-Kicker einzukaufen. Die Niederlage wird aber auch auf dem Kurszettel gnadenlos bestraft …
Ich erinnere mich zum Beispiel gut an 2018, als Juventus Turin Cristiano Ronaldo verpflichtete. Die Aktie schoss 150 Prozent hoch. Oder an den Rosenmontag, als die BVB-Aktie zehn Prozent eingebrochen war. Dortmund hatte gegen Augsburg verloren und damit auch den Rest des Vorsprungs auf den FC Bayern – zeitweise neun Punkte – eingebüßt …
Das alles ruht derzeit. Bis zur zweiten Mai-Hälfte. Bis dahin wäre noch Zeit, den Spielern – insbesondere von Hertha – ihre Verantwortung bewusst zu machen. Und auch dann ist die Bundesliga nicht Business (denn es ist ein Business) as usual. Das muss allen klar sein. Auch den Aktionären …