Die Jagd auf Hedgefonds ist eröffnet. Angefeuert von Elon Musk werden Aktien wie GameStop oder AMC hochgekauft. Was die Robinhood-Trader eint, ist frisches Geld durch Corona-Hilfen und die Abneigung gegen Shortseller. Wie diese neuen Zocker ticken, schreibt mir ein Bekannter: "Es geht hier nicht um Investments, sondern um Rache an den Hedgefonds. Eine Aktie von AMC ist Lifestyle. Die kann ich dann einmal voller Stolz meinen Kindern zeigen und sagen: Damit habe ich Melvin Capital 2021 in die Knie gezwungen." Ein nobler Ansatz, doch ich sehe das weniger emotional.
Für mich gehört das Verkaufen – wenn auch zeitversetzt – zum Aktienhandel wie das Kaufen. Natürlich müssen in beide Richtungen Extreme bekämpft werden. Doch nicht immer sind Shortseller das Böse in Person, sondern oft auch genau die durch ihren finanziellen Einsatz hochmotivierten Marktteilnehmer, die helfen, Betrug wie bei Wirecard aufzudecken. Neben mir liegt ein Buch des cleveren Investors David Einhorn – er geht long und, wenn er sauber recherchiert ein Ungleichgewicht erkennt, auch short. Das ist ok.
Doch Shortseller wie er stehen in diesen Zeiten im Feuer und auf der Verliererseite. Viele werfen das Handtuch – zu groß ist das „Gelddrucken“ der Regierungen und der Kaufdruck des Mainstreams. Andrew Left von Citron Research (Video) hat jetzt sogar angekündigt, komplett das Veröffentlichen von Short-Research einzustellen – nachdem er mit Tesla oder GameStop massiv verloren und gleichzeitig einen Shitstorm geerntet hatte. Auch er will nun mehr long gehen.
Doch Übertreibungen in einigen Sektoren sind bereits sehr extrem. Ein seit Jahren von mir geschätzter Analyst sagte mir nun am Telefon: „Mittlerweile ist klar, dass diese Party mit einem großen Kater enden wird. Noch ist die Stimmung gut, doch viele Marktteilnehmer sind bereits viel zu sehr berauscht.“
Ähnlich äußerte sich jetzt der als „Wolf of Wall Street" bekannt gewordene Jordan Belfort. Nachdem diverse Reddit-Zocker sehr weit unten bei GameStop eingestiegen sind und aus 50.000 Dollar 25 Millionen Dollar gemacht haben, rät er vorsichtig zu sein, hier jetzt noch spät aufzuspringen. Wenn der Durchschnitts-Mensch in die Märkte einsteige, dann sei es die Zeit, in der es tatsächlich crashen könne.
Für mich sind die Shortseller auch gerade die „Letzten“ – die Letzten, die jetzt noch zum Kauf von bestimmten Aktien getrieben werden, womit wir uns dem maximalen Kaufdruck und damit aus Grund des Angebot-Nachfrage-Effekts in einigen Sektoren dem maximalem Hoch nähern.
Dieser Kommentar ist in der neuen Ausgabe des AKTIONÄR Hot Stock Report 04/2021 erschienen.
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