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14.10.2014 Bernd Förtsch

Kanonenfutter

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Was wurde in den vergangenen Wochen getrommelt für den Börsengang von Zalando und Rocket Internet. Endlich große deutsche Internetunternehmen, die das Eis bei der Neuemissionstätigkeit an der Frankfurter Börse brechen. Bei konkurrierenden Wirtschaftsmedien rief man sogar auf, IPOs zu zeichnen, gierig zu sein, fast wie zu Zeiten des Neuen Marktes. Viel zu viel der Euphorie, Zeichnungsgewinne sind Fehlanzeige. Wer nicht schnell genug war, sitzt bei den Vorzeige-IPOs nun auf Verlusten. Gier ist an der Börse der falsche Ratgeber.

Das schwache Börsenumfeld mag dazu beigetragen haben, dass die Samwer-Raketen nicht zündeten. Sicherlich hätte man den Zeitpunkt besser wählen können. Aber Rocket Internet und Zalando waren wohl eher etwas zu viel des „Guten“ in ein und derselben Börsenwoche. Mehr als zwei Milliarden Euro haben die beiden Firmen neu eingesammelt. Insgesamt betrug der Börsenwert mehr als elf Milliarden Euro.

Dass Rocket Internet zudem nur im wenig regulierten Entry Standard gelistet ist, ist ein Armutszeugnis für eine Firma dieser Größe. Hier entfallen wichtige Transparenzpflichten zum Anlegerschutz wie Meldungen bei Erreichen oder Unterschreiten von Stimmrechtsschwellen, die Verpflichtung zu Zwischenberichten oder die Veröffentlichung von Insider-Transaktionen. Den Ansprüchen der Initiatoren hätte etwa ein Nasdaq-Listing besser zu Gesicht gestanden. Dass man sich bei der Wahl des Börsensegments jedoch für weniger Anlegerschutz entschlossen hat, erweckt den Eindruck, dass man bewusst nebulös bleiben will. Hinzu kommt die Eile, zehn Milliarden Euro Börsenwert innerhalb einer Woche zu listen. Warum muss man ein Kamel durchs Nadelöhr schieben?

Kleinanleger gingen bei der Zuteilung von Zalando- und Rocket-Internet-Aktien zum Glück fast leer aus. Bleibt nur die Frage: Wer hat als Kanonenfutter gedient? Die weitere Entwicklung wird zeigen, ob und vor allem welche Fonds beim IPO den Zuschlag erhielten und die mögliche Zeche bezahlen.

Die Forderungen nach einem Neuen Markt 2.0 klingen im Schatten der jüngsten IPOs wie Hohn. Preise und Volumen sind zu hoch, die Chancen auf Kursgewinne bei überzogenen Bewertungen gering. Wir brauchen keinen zweiten Neuen Markt, sondern Unternehmen mit Potenzial – unternehmerisch und in der Kursentwicklung. Sonst verkommt die Börse zu einer Abladestation für teure Firmen.

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