Der mit Spannung erwartete Inflationsbericht in den USA hat es in sich. Denn die Teuerung ist im Mai abermals stärker gestiegen als von Experten erwartet. Die großen Indizes befinden sich im freien Fall, denn das macht mehr und höhere Zinsschritte der Fed wahrscheinlich.
Der Dow Jones Industrial Average verliert 759,6 Punkte beziehungsweise 2,3 Prozent. Der S&P 500 notiert um 2,7 Prozent schwächer, während der Nasdaq Composite um 3,4 Prozent einbüßt. Schuld ist einmal mehr die Teuerung.
Fast neun Prozent Inflation
Der Bericht über den Verbraucherpreisindex für Mai erreichte den höchsten Stand seit 1981 und setzte den Aktienmarkt unter Druck. Dem Bericht zufolge stiegen die Preise im Jahresvergleich um 8,6 Prozent und um 6 Prozent, wenn Lebensmittel- und Energiepreise nicht berücksichtigt werden. Von Dow Jones befragte Ökonomen hatten im Jahresvergleich mit einem Anstieg von 8,3 Prozent für den Hauptindex und 5,9 Prozent für den Kernindex gerechnet. Das berichtet die Nachrichtenseite CNBC.
Ruhe bewahren
„Es bestätigt einige der Befürchtungen, die ich diese Woche von den Anlegern gehört habe“, sagte Lori Calvasina, Leiterin der US-Aktienstrategie bei RBC Capital Markets. Sie meint, dass die Sorge um die Inflation bei Aktien in dieser Woche für Abwärtsdruck gesorgt habe. Calvasina gibt aber zugleich Entwarnung: „Zwingt das Aktien, in der bisherigen Spanne am Boden zu bleiben? Möglicherweise. Ich glaube aber nicht, dass dies ausreicht, um neue Tiefststände zu erreichen“.
Rezessionsängste wachsen
Die hohe Inflation hat die Sorgen über eine mögliche Rezession in der US-Wirtschaft geschürt. An anderer Stelle blieb der vorläufige Juni-Wert des Verbraucherstimmungsindex der Universität Michigan weit hinter den Erwartungen zurück und erreichte ein Rekordtief.
Peter Boockvar von der Bleakley Advisory Group kommentiert: „Es verstärkt nur den Einfluss, den die VPI-Zahlen auf die Psyche der Verbraucher hatten. Wir können davon ausgehen, dass dies in Zukunft negative Auswirkungen auf die Verbraucherausgaben haben wird. Es ist eine schockierende Zahl, aber das ist es, was die Inflation tut, wenn sie so heiß läuft wie jetzt.“
Sinkende Kurse auf breiter Front
Der Ausverkauf ist breit angelegt, fast jeder der 30 Dow-Werte notiert im Minus. Apple fällt um 3,5 Prozent, während Microsoft und Dow Inc. rund vier Prozent einbüßen. Der Rückgang an den Märkten bedeutet, dass die Wall Street auf eine weitere Verlustwoche zusteuert. Zu Beginn des Freitags lag der DOW um 1,9 Prozent im Minus und war damit auf dem Weg zu seiner zehnten Verlustwoche in den letzten elf Jahren. Der S&P 500 und der Nasdaq Composite verloren jeweils mehr als zwei Prozent und sind damit auf dem Weg zur neunten Verlustwoche in zehn Jahren.
Die hohen Inflationsdaten könnten Händler dazu veranlassen, mit weiteren Zinserhöhungen der Federal Reserve im Laufe dieses Jahres zu rechnen. Die 2-jährige Treasury-Rendite, die als eine der empfindlichsten für Zinserhöhungen der Fed gilt, stieg im Intraday-Handel auf über 2,9 Prozent. Das ist der höchste Wert seit 2008.
Netflix und Nvidia leiden
Technologieaktien stehen besonders unter Druck, da sich die Anleger mit höheren Zinsen und einer möglichen Rezession auseinandersetzten. Die Aktien von Netflix fielen nach einer Herabstufung durch Goldman Sachs um fast fünf Prozent. Der Chipriese Nvidia rutschte um fünf Prozent ab.
Auch Banken fallen
Banken und zyklische Aktien geben ebenfalls nach, was möglicherweise auf Rezessionsängste zurückzuführen ist. Die Aktien von Wells Fargo geben um rund fünf Prozent nach. Boeing fallen um 4,7 Prozent.