Eine näher rückende geldpolitische Straffung hat die Standardwerte an der Wall Street am Donnerstag ins Minus befördert. Die Technologieaktien an der Nasdaq zeigten sich davon jedoch unbeeindruckt und legten mehrheitlich deutlich zu. Frische US-Konjunkturdaten hatten nur wenig Einfluss auf die Notierungen.
Der Dow Jones Industrial schloss 0,62 Prozent tiefer bei 33.824 Punkten. Der den breiten Markt abbildende S&P 500 sank um 0,04 Prozent auf 4.222 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 verbuchte hingegen ein weiteres Rekordhoch und endete mit einem Plus von 1,29 Prozent bei 14.164 Punkten.
Die Fed hatte am Vorabend zwar erwartungsgemäß an ihrer lockeren Geldpolitik festgehalten, die Begleitaussagen ließen aber erkennen, dass eine Zinsanhebung vielleicht schon 2023 realistisch ist. "Die Märkte werden auf eine straffere Geldpolitik vorbereitet", sagte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Experten können sich vorstellen, dass die Fed um die Jahreswende herum bereits damit beginnt, ihre Wertpapierkäufe zurückzufahren.
Die konjunkturellen Aussichten in den USA haben sich im Mai wie erwartet verbessert. Der Sammelindex der wirtschaftlichen Frühindikatoren stieg um 1,3 Prozent gegenüber dem Vormonat. Das Geschäftsklima in der US-Region Philadelphia trübte sich im Juni hingegen etwas ein. Der Indikator der regionalen Notenbank für die Industrie (Philly-Fed-Index) fiel etwas stärker aus als erwartet. Auf dem US-Arbeitsmarkt geriet die Erholung vom schweren Corona-Einbruch überraschend ins Stocken. In der vergangenen Woche legte die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, ein Kurzfristindikator für den Jobmarkt, erstmals seit April wieder zu.
Crash bei Curevac
Im Anlegerfokus standen einmal mehr die Aktien von Impfstoffherstellern. Ein enttäuschendes Zwischenergebnis zur Wirksamkeit des mit großen Hoffnungen belegten Vakzins von Curevac ließ die hauptsächlich in den USA gehandelten Hinterlegungsscheine des Tübinger Unternehmens um 39 Prozent einbrechen. Curevac musste einräumen, dass nur eine vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine Corona-Erkrankung "jeglichen Schweregrades" erzielt wurde.
Des einen Leid, des anderen Freud: Die Anleger von BioNTech und Moderna, deren Impfstoffe genauso wie Curevac auf mRNA-Technologie setzen, aber schon lange zugelassen sind und in ihren Studien deutlich höhere Wirksamkeiten zeigten, rückten um 5,1 beziehungsweise 2,3 Prozent vor.
Um 2,1 Prozent ging es für Novavax nach oben, einem Unternehmen mit einem weiteren hoffnungsvollen Impfstoff-Kandidaten. Dieser spielt mit einer kürzlich vermeldeten Gesamtwirksamkeit von mehr als 90 Prozent in einer anderen Liga. Anders als bei Curevac basiert der Novavax-Impfstoff nicht auf der mRNA-Technologie.
(Mit Material von dpa-AFX)