Erholungsgewinne an der Wall Street haben am Donnerstag dem DAX Aufwärtsimpulse geliefert. Nachdem zuvor weder das Protokoll der US-Notenbank vom Mittwochabend noch heimische Inflationsdaten den Anlegern Anlässe zu Aktienkäufen lieferten, drehte sich das Blatt am späteren Nachmittag. Der Dax stieg letztlich um 0,5 Prozent auf 16.617 Punkte zu. Der MDAX gab hingegen um 0,5 Prozent auf 26.109 Zähler nach. Den Index der mittelgroßen Werte belasteten vor allem die kräftigen Verluste der Evotec-Aktien, aber auch die von Puma und Aixtron.
Die US-Notenbank Fed will ihre restriktive Haltung so lange beibehalten, bis die Inflation eindeutig und nachhaltig zurückgeht, wie am Vorabend deutlich wurde. Der Anstieg der hiesigen Verbraucherpreise im Dezember überraschte den Markt nicht wirklich. Aber selbst wenn sich der Teuerungsdruck im Jahresverlauf 2024 weiter abschwächen sollte, werde "der Weg hin zu dauerhaft niedrigeren Inflationsraten wohl steinig bleiben", konstatierte Deutsche-Bank-Volkswirt Sebastian Becker. Von der Zwei-Prozent-Marke der Europäischen Zentralbank (EZB) jedenfalls bleibt Deutschland laut dem DZ-Bank-Kollegen Michael Holstein auch 2024 wohl noch ein gutes Stück entfernt.
Zu den schwächsten Werten im Dax zählten die Vorzugsaktien von Sartorius mit minus 3,1 Prozent. Sie wurden von einer gestrichenen Kaufempfehlung der Deutschen Bank belastet. Vorsichtige Aussagen des britischen Sportmodehändlers JD Sports trübten die Stimmung in der gesamten Branche. Davon mitgerissen, büßten Adidas 3,0 Prozent ein und Puma knapp 6 Prozent. Für JD Sports ging es in London sogar um 23 Prozent abwärts.
Zu den besten Werten im Dax zählten die Papiere von Bayer mit plus 2,4 Prozent. Wie schon im Dezember setzen die Anleger bei dem Pharma- und Agrarchemiekonzern zum Jahresstart weiter auf wieder bessere Zeiten. Bayer hatten als drittgrößter Dax-Verlierer 2023 gut 30 Prozent eingebüßt.
Verschreckt reagierten Anleger im MDax auf den Rücktritt des Vorstandschefs beim Wirkstoffforscher Evotec. Werner Lanthaler tritt noch vor Ablauf seines bis März 2026 laufenden Vertrags nach fast 15 Jahren aus persönlichen Gründen zurück, wie es in einer Unternehmensmitteilung hieß. Die Evotec-Aktien stürzten daraufhin um 18,3 Prozent ab. Zwei Tage zuvor hatte das Unternehmen Aktienverkäufe des Managers aus den Jahren 2021 und 2022 nachgemeldet.
Aixtron verloren 3,0 Prozent, nachdem die Bank UBS die Titel des Herstellers von Halbleiter-Fertigungsanlagen mit "Sell" aufgenommen hat. Der Markt habe zu hohe Erwartungen an das Umsatzwachstum und die Margen von Aixtron, schrieb Madeleine Jenkins zur Begründung.
Die Anteile von Hapag-Lloyd sprangen um knapp 15 Prozent auf den höchsten Stand seit Mitte Oktober. Großreedereien profitieren laut Experten seit Mitte Dezember von steigenden Frachtraten, weil sie das Rote Meer wegen der Anschläge von Huthi-Rebellen dort meiden. Damit verlängern sich Transportwege.