Der Dax hat nach seiner jüngsten Erholungsrally am Montag etwas nachgegeben. Die Berichtssaison machte zu Wochenbeginn eine kurze Pause und auch von der Konjunktur kamen kaum wichtige Daten. Zugleich ist die zuletzt viel gespielte Hoffnung auf ein Ende der Zinserhöhungsspirale derzeit ausgereizt, wie es aus den Handelsräumen hieß.
Der deutsche Leitindex beendete den Tag mit einem Minus von 0,35 Prozent auf 15.135,97 Punkte. Der Auftakt in den Monat November nach drei schwachen Monaten war allerdings stark gewesen: In der vergangenen Woche war der Dax um fast dreieinhalb Prozent gestiegen. Für den MDax ging es am Montag um 0,91 Prozent auf 24.908,68 Zähler abwärts. Moderate Verluste wurden auch vielerorts in Europa verbucht, während die US-Börsen leicht zulegten.
Laut den Experten von Index-Radar folgt der Dax im November bislang dem üblichen saisonalen Muster. In den vergangenen Tagen hätten die Aktienmärkte "eine kräftige Reaktion auf die vorangegangene Korrektur" gezeigt. Erstmals seit acht Monaten sei dem Dax wieder eine "goldene Gewinnwoche" mit fünf positiven Handelstagen gelungen. "Die kommenden Tage werden zeigen, wie viel Substanz in der Erholung steckt", ergänzten sie.
Der Dax habe das erreichte hohe Niveau zum Wochenstart weitgehend verteidigen können, schrieb Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC Markets. Die meisten Anleger rechneten aber nach der Rally wohl mit einem erneuten Rücksetzer oder gar einer Wiederaufnahme des Abwärtstrends, "weil sie die Risiken als zu hoch und das wirtschaftliche Umfeld als zu schwach einschätzen". Da half es auch wenig, dass die deutsche Industrie im September mehr Aufträge erhielt als im Monat zuvor, obwohl Analysten im Schnitt mit einem Rückgang gerechnet hatten.
Die Berichtssaison pausierte am Montagmorgen, erst gegen Mittag überraschte Lanxess mit einem Kursrutsch wegen gesenkter Ziele. Weil der Spezialchemiekonzern wegen einer schwächer als erwarteten Nachfrage die Aussichten für den operativen Gewinn erneut zusammenstrich und die Dividende kürzen will, schloss der Kurs nach einem Spitzenverlust von fast 9 Prozent sechs Prozent tiefer.
Darüber hinaus mussten Anleger zu Wochenbeginn bei der Auswahl gewünschter Aktien anderweitig nach Ideen suchen. So waren es hauptsächlich Analystenkommentare, die Einzelwerte bewegten.
Die Aktien von Vonovia etwa wurden vom Bankhaus Metzler nach ihrer zuletzt schwungvollen Erholung zum Verkauf empfohlen. Sie quittierten ihre Rally auf ein Hoch seit Februar, die von Zinshoffnung getrieben war, mit einem Rücksetzer um 5,4 Prozent. Analyst Jochen Schmitt rechnet 2024 damit, dass das operative Ergebnis (FFO) 2024 moderat zurückgeht.
Im MDax litten die Aktien von K+S mit einem Kursrutsch um 6,7 Prozent unter einer Verkaufsempfehlung der UBS. Analystin Priyanka Patel vermisst sowohl kurz- als auch längerfristig die Ergebnisdynamik. 2024 zeichnen sich für den Düngemittelkonzern keine steigenden Preise ab.
Für Heidelberg Materials hat die Schweizer Großbank derweil ihre bisherige Kaufempfehlung aufgegeben, was die Aktien des Baustoffkonzerns im Dax mit 1,3 Prozent belastete. Analyst Gregor Kuglitsch befürchtet in seiner Studie mögliche teure Übernahmen als vorläufiger Belastungsfaktor.
Hohe Kursverluste von 6,3 Prozent gab es außerdem für den Wirkstoffforscher Evotec, nachdem die kanadische Bank RBC auf "Sector Perform" abgestuft hat. Der neu zuständige Analyst Charles Weston sieht kurzfristig enorme Unsicherheiten für die Geschäftszahlen angesichts der schwierigen Life-Science-Branche, des Wettbewerbsdrucks, der Erholung von einer Cyberattacke sowie erforderlicher Investitionen.
Die Liste der kursrelevanten Analystenumstufungen ging aber noch weiter: Siemens legte der beste Dax-Werte 0,9 Prozent zu, nachdem die Aktien von der Investmentbank Oddo BHF positiv mit "Outperform" eingestuft wurden.
Mit Material von dpa-AFX.