Der DAX hat am Mittwoch weiter nachgegeben. Der deutsche Leitindex dämmt sein Minus allerdings bis zuletzt deutlich ein. Er schaffte es damit auch wieder knapp über die 21-Tage-Linie und lief an die 50-Tage-Linie heran - diese gelten als Indikatoren für den kurz- beziehungsweise mittelfristigen Trend.
Am Ende schloss der DAX 0,18 Prozent tiefer bei 19.261,75 Punkten. Der MDAX der mittelgroßen Börsenunternehmen gab um 0,1 Prozent auf 26.186,91 Punkte nach, während es für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um knapp 0,6 Prozent nach unten ging.
"Vor dem US-Feiertag und der damit verbundenen verkürzten (US-) Handelswoche positionieren sich die Investoren auf der defensiven Seite", kommentierte Finanzmarktexperte Andreas Lipkow. An den oft richtungsweisenden New Yorker Börsen wird am Donnerstag wegen Thanksgiving gar nicht und am darauf folgenden Schnäppchentag Black Friday nicht so lange wie üblich gehandelt.
Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners erinnerte zudem an die sogenannte Trump-Divergenz der europäischen und amerikanischen Märkte angesichts der Zollpläne des designierten US-Präsidenten. Schon am Dienstag hatte Donald Trumps Ankündigung von Zöllen auf Einfuhren aus Mexiko, Kanada und China die Anleger am deutschen Markt besorgt. Derweil sei an der Wall Street die "Weihnachtsrally in vollem Gange", so Altmann.
Die miserable Kauflaune in Deutschland, welche das GfK-Konsumklima vor dem wichtigen Weihnachtsgeschäft belegte, war ebenfalls nicht dazu geeignet, die hiesigen Anleger aufzuheitern. In Kürze stehen zwar noch etliche US-Konjunkturdaten an. Diese dürften aber kaum in der Lage sein, die Erwartungen an eine Zinssenkung der US-Notenbank Fed im Dezember zu forcieren, heißt es bei den Experten der Landesbank Helaba.
Kursbewegende heimische Unternehmensnachrichten waren zur Wochenmitte rar. Die Aktien von MDAX-Spitzenreiter Aroundtown gewannen nach Zahlen in einem freundlichen Branchenumfeld mehr als acht Prozent und waren zeitweise so teuer wie zuletzt im August 2022. Der Gewerbeimmobilien-Spezialist konnte sich dank gestiegener Mieteinnahmen und wieder etwas niedrigerer Zinsen weiter stabilisieren. Der Verlust in den ersten neun Monaten des Jahres ging im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurück. Zudem peilt Aroundtown beim operativen Ergebnis jetzt den oberen Bereich der im Sommer erhöhten Zielspanne an.
Ansonsten sorgten Analystenaussagen für Bewegung. Eine Hochstufung der US-Bank JPMorgan bescherte dem Konsumgüterkonzern Henkel einen Kursgewinn von zwei Prozent. Analystin Celine Pannuti empfiehlt die Aktien nun mit "Overweight". Sie betonte in ihrem Branchenausblick auf 2025 die insgesamt attraktive Aktienrendite. Henkel sei immer noch deutlich günstiger als seine Wettwerber, obwohl die Jahresziele für 2024 zweimal aufgestockt wurden.
Hinter Henkel belegte Konkurrent Beiersdorf mit plus 2,2 Prozent ebenfals einen der vorderen Plätze im DAX. Pannuti sieht für die Titel dank Barmittelausschüttungen und Zukäufen Luft nach oben. Sie wies zudem auf die unterdurchschnittliche Kursentwicklung seit Jahresbeginn hin.
Die Aktien von Stratec legten um zwölf Prozent zu, womit sie die Gewinnerliste im Nebenwerte-Index SDAX anführten. Eine neue Kaufempfehlung von Warburg Research stützte die weitere Kurserholung nach dem am Donnerstag markierten Tief seit dem Jahr 2013. Angesichts eines sichtbaren Aufschwungs entlang der Wertschöpfungskette des Diagnostik-Unternehmens sei die Aktie zu stark gefallen, begründete Analyst Michael Heider seine neue Einschätzung.
Bei Indexnachbar Auto1 konnten sich die Anteilseigner über ein Kursplus von 3,4 Prozent freuen. Damit erreichten die Papiere des Online-Autohändlers den höchsten Stand seit August 2022. Laut JPMorgan-Experte Marcus Diebel ist deren guter Lauf aber noch lange nicht am Ende. Obwohl sich der Aktienkurs seit dem Rekordtief Anfang März mehr als verdreifacht hat, sieht Diebel mit seinem deutlich erhöhten Kursziel von 17,10 Euro noch knapp 50 Prozent Steigerungspotenzial.
Mit Material von dpa-AFX.