Angetrieben von der Hoffnung auf baldige Zinssenkungen hat der Dax am Donnerstag den stärksten Börsenmonat in diesem Jahr vollendet. Er setzte seine Jahresendrally mit einer Annäherung an sein Rekordniveau fort. Im Tageshoch fehlten ihm nur noch 266 Punkte zur Bestmarke, die bislang mit knapp 16.529 Zählern von Ende Juli stammt.
Letztlich legte der Dax am Donnerstag um 0,30 Prozent auf 16.215,43 Punkte zu. Damit hat er im November mit 9,5 Prozent mehr gewonnen als in allen anderen Monaten des laufenden Jahres. Andere deutsche Indizes aus der zweiten und dritten Reihe gaben hingegen nach. So verlor der MDax 0,50 Prozent auf 26.183,42 Zähler.
Inflationsdaten aus der Eurozone untermauerten das, was am Vortag aus Deutschland vermeldet wurde: Die Teuerung sinkt kräftiger als erwartet. Sie nähert sich allmählich der Zielmarke der Europäischen Zentralbank. Als frische Inflationsdaten aus den USA in etwa die Erwartungen erfüllten und so keine positiven Überraschungen mit sich brachten, kamen die Indizes in Frankfurt etwas von ihren Tageshochs zurück.
Die Inflation in der Eurozone hat sich im November deutlich auf 2,4 Prozent abgeschwächt. Weil das mittelfristige Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent näher rückt, verstärkt sich die Diskussion über den Zeitpunkt einer ersten Zinssenkung. Wie es hieß, werde am Markt mittlerweile schon eine erste Senkung im April eingepreist. In den USA fielen aktuelle Konsum- und Preisdaten dagegen wie erwartet aus.
Unter den Einzelwerten hievte ein Anstieg um 2,6 Prozent die Aktien von Brenntag an die Dax-Spitze. Analyst Dominic Edridge von der Deutschen Bank ist inzwischen noch etwas positiver für den Chemikalienhändler gestimmt. Er hob das Kursziel auf 88,90 Euro an, was etwa 12 Prozent an Potenzial entspricht. Branchendaten aus Deutschland und den USA zeigten eine Stabilisierung im Chemikalienhandel, schrieb er.
Die Papiere der Deutschen Bank gewannen 1,4 Prozent. Die Analysten von JPMorgan setzten die Papiere des größten deutschen Finanzinstituts auf die Favoritenliste für 2024 - unter anderem in Erwartung verbesserter Ertragsperspektiven im Investmentbanking.
Fresenius gewannen 1,8 Prozent, nachdem vermeldet wurde, dass die Entflechtung vom Dialysespezialisten Fresenius Medical Care abgeschlossen wurde. SAP als bislang bester Dax-Wert in diesem Jahr profitierte mit einem Anstieg um 0,7 Prozent leicht davon, dass der US-Rivale Salesforce mit seinen Quartalszahlen die Markterwartungen übertroffen hatte.
Im MDax sackten K+S um minus fünf Prozent auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren ab. Als Anlass galt, dass Analyst Rikin Patel von der französischen Investmentbank Exane BNP die Aktie des Düngerkonzerns auf "Underperform" abgestuft hatte. Überangebote auf den Märkten wirkten als "struktureller Gegenwind", argumentierte er.
Im SDax büßten Siltronic knapp sechs Prozent ein. Die zum Kapitalmarkttag bekannt gegebenen längerfristigen Wachstumsziele des Waferherstellers enttäuschten. Auf der anderen Seite setzte sich dort die Erholungsrally bei Morphosys mit viel neuem Schwung um fast 22 Prozent fort. Die Aktie des Biotechunternehmens erreichte wieder das Niveau vor einem herben Rückschlag mit dem Hoffnungsträger-Medikament Pelabresib.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx gewann 0,27 Prozent. Auch die Leitindizes in Paris und London legten etwas zu. In New York wurde der Dow Jones Industrial mit plus 0,8 Prozent von der Salesforce-Aktie gestützt. An der Nasdaq-Börse gab es nach der jüngsten Rally jedoch Gewinnmitnahmen.
Für den Euro wurden zuletzt 1,0913 Euro gezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,0931 (Mittwoch: 1,0985) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9148 Euro.
Am Anleihemarkt fiel die Umlaufrendite von 2,47 Prozent am Vortag auf 2,43 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,33 Prozent auf 125,22 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,28 Prozent auf 132,35 Zähler.
Mit Material von dpa-AFX.