Die Edelmetalle befinden sich weiter in einer Konsolidierungsphase. Sowohl Gold als auch Silber notieren heute im europäischen Handel schwächer. Ein ähnliches Bild gab es bereits gestern. Gold und Silber starteten schwächer, konnten aber ihre Verluste im amerikanischen Handel wieder wettmachen. Auch die Minenaktien haben sich gestern im Handel erholt, ohne aber zu glänzen. Noch scheint die Kraft für den Ausbruch zu fehlen.
Jetzt meldet sich Jonathan Butler, Edelmetallanalyst bei Mitsubishi, zu Wort. Er sieht vor allem bei Silber Chancen. Silber sei im August um 14 Prozent gestiegen. Als Hauptgrund sieht er die fallenden Realzinsen, die aufgrund aufkommender Inflation auf unter minus ein Prozent gefallen seien. „In der Zeit, in der die Realzinsen negativ geworden sind, also vom Start der Corona-Pandemie im März, ist der Silberpreis von 14 auf 29,86 Dollar geklettert, ein Anstieg von 113 Prozent“, sagt Butler. Und obwohl Silber damit deutlich besser performt hat als Gold, sieht Butler weiterhin Potenzial. Historisch betrachtet sei Silber nach wie vor günstig bewertet. Ein Indiz dafür sei die Gold/Silber-Ratio, die noch immer im Bereich von 73 notiert. Der historische Durchschnitt sei bei 59. Dass die US-Notenbank der Inflation jetzt einen größeren Spielraum einräume, spreche ebenfalls für die Edelmetalle. Er sieht den Silberpreis auf ein neues Allzeithoch steigen.
In der Tat gilt Silber als das inflationssensiblere der beiden Edelmetalle. Zieht die Inflation an, dann spricht das dafür, dass der Silberpreis sich auch in den kommenden Monaten besser entwickeln sollte als der Goldpreis. Den Durchschnitt bei der Gold/Silber-Ratio sollten Anleger jedoch mit Vorsicht genießen. Nur weil die Ratio im historischen Schnitt bei 59 notiert, bedeutet dies nicht, dass die Ratio dort auch hinfallen wird beziehungsweise dort verweilen wird. Nach einigen Jahren in denen die Ratio deutlich über dem historischen Schnitt notierte, kann sie durchaus eine zeitlang unter diesem Schnitt notieren. Und das wiederum stützt die These, dass Silber in den kommenden Monaten zu Gold aufschließen wird. Immerhin hat Gold bereits ein neues Allzeithoch markiert, Silber ist noch ein gutes Stück davon entfernt.