Die Ölpreise legen angesichts des Kriegs in der Ukraine weiter deutlich zu. Am Mittwoch markierten die beiden wichtigsten Erdölsorten Brent und West Texas Intermediate (WTI) erneut mehrjährige Höchststände. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete bis zu 111,72 US-Dollar und damit so viel wie zuletzt im Jahr 2014. Ein Fass der US-Sorte WTI wurde mit bis zu 110,14 Dollar gehandelt. Das ist der höchste Stand seit dem Jahr 2013. Zuletzt legte der Preis für WTI-Öl noch um 5,89 Dollar auf 109,16 Dollar zu, Brent verteuerte sich um 5,98 Dollar auf 110,94 Dollar.
Auslöser des Preisschubs am Rohölmarkt sind der Krieg Russlands in der Ukraine und die denkbaren Folgen für das Ölangebot. Einerseits halten es Fachleute für möglich, dass große Volkswirtschaften die Einfuhr russischen Erdöls sanktionieren, andererseits werden auch Gegensanktionen Russlands bis hin zu einem Ausfuhrstopp für möglich gehalten. Russland ist einer der größten Ölförderer und -exporteure der Welt.
Am Dienstag hatten die Mitgliedstaaten der Internationalen Energieagentur (IEA) die Freigabe von 60 Millionen Barrel Rohöl aus ihren strategischen Reserven beschlossen. Am Ölmarkt hat die Freigabe der vergleichsweise kleinen Menge nicht zu einer Beruhigung der Lage geführt.
Der Ölverbund Opec+ entscheidet am Mittwoch über seine kurzfristige Förderstrategie. Es wird damit gerechnet, dass der Verbund, dem auch Russland angehört, seinem Kurs einer nur schrittweisen, moderaten Förderausweitung treu bleibt.
Wahrscheinlich werde die Gruppe auch im April ihre Tagesproduktion um 400.000 Barrel erhöhen, zitierte die russische staatliche Agentur Tass am Dienstag einen Delegierten. In den vergangenen Monaten hatte die Opec+ ihre Fördermenge nominell jeweils um diese Menge angehoben, um ihre pandemie-bedingten Kürzungen schrittweise zurückzunehmen. Allerdings können derzeit nicht alle Länder der Allianz so viel zusätzliches Öl wie vereinbart auf den Markt bringen.
Die Sanktionen erschweren den Export und die Finanzierung von Öl und anderen Rohstoffen aus Russland. Das Anzapfen von Ölreserven in anderen Ländern sei als Ausgleich nur eine kurzfristige Lösung, schrieben die Analysten der Commerzbank. "Wichtiger wäre ein Signal der Opec+ bei der morgigen Sitzung, dem Ölmarkt auch bei einem Ausfall Russlands hinreichend Öl zur Verfügung stellen zu wollen".
Die Aktien der Ölkonzerne konsolidieren derweil auf hohem Niveau. Shell notiert am Morgen auf Tradegate leicht im Plus bei 23,35 Euro, BP leicht im Minus bei 4,26 Euro. Anleger bleiben bei beiden Werten investiert. Ein Stopp bei 17,70 Euro be Shell sowie bei 3,40 Euro bei BP sichern nach unten ab.