Normalerweise handeln die Preise für Industriemetalle in London und New York Hand in Hand. Zumindest wenn man es umrechnet. Während Kupfer in London in Dollar je Tonne gehandelt wird, wird das rote Metall in den USA in Dollar je Pfund gehandelt. Doch Preisdifferenzen gibt es eher selten. Doch aktuell gibt es eine riesige Diskrepanz: In New York ist Kupfer umgerechnet 700 Dollar je Tonne teurer als in London.
Der Grund: Es drohen Zölle auf Kupfer. US-Präsident Donald Trump hat eine Überprüfung angeordnet, ob Kupferzölle oder Quoten eingeführt werden sollen – offiziell aus Gründen der nationalen Sicherheit. Die Überprüfung wird sich auch mit der inländischen Nachfrage, Produktionskapazitäten sowie ausländischen Subventionen und unfairen Handelspraktiken befassen.
Der Markt war von der Ankündigung nicht überrascht, da Trump bereits bei den geplanten 25%-Zöllen auf Stahl und Aluminium entsprechende Signale gesendet hatte. Besonders Importe aus Kanada und Mexiko, den beiden größten Kupferlieferanten der USA, könnten betroffen sein. Unklar ist noch, wie hoch die Zölle ausfallen und ob es Ausnahmen für wichtige Lieferländer wie Chile geben wird.
Trump will eigentlich die inländische Kupferproduktion ankurbeln. Das Problem dabei: Es mangelt nicht an Projekten und auch nicht an Unternehmen, die gerne Kupferprojekte in den USA verwirklichen würden. Doch die schier unendlichen Genehmigungsverfahren machen allen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Zwar hat Trump angekündigt, Genehmigungsverfahren vereinfach zu wollen. Doch es gibt Projekte, die warten seit Jahrzehnten auf eine Genehmigung. Und selbst wenn die Projekte über Nacht genehmigt werden würde (was eher eine theoretische Annahme ist) würde es dennoch drei bis fünf Jahre dauern, sie auch zu bauen.
US-Kupferproduzenten wie Freeport-McMoRan oder Rio Tinto könnten profitieren, weil sie über heimische Minen und Verarbeitungsanlagen verfügen. Unternehmen wie Freeport, das jährlich rund 1,4 Millionen Pfund Kupfer in den USA verarbeitet, könnten Gewinne und Cashflow deutlich steigern. Doch die Zölle dürften nicht auf Dauer Bestand haben. Deshalb dürfte das nur eine Art Sonderkonjunktur sein.
Der Kupferpreis ist in Bewegung. Ähnlich wie bei Gold gibt es Verlagerungen in die USA – aus Angst vor Zöllen. Doch das Problem der unendlichen Genehmigungsverfahren bleibt. Das gilt es anzugehen. Und selbst wenn hier Bewegung in die Sache kommt, werden die Auswirkungen nicht mehr in der Amtszeit von Trump zu sehen sein.