Soll der Internationale Währungsfonds (IWF) Teile seines Goldbestands verkaufen oder nicht? Dieses Thema ist mittlerweile zum Politikum geworden. Sowohl Frankreich als auch Großbritannien haben sich dafür ausgesprochen. Damit soll der Fonds künftig die Klimapolitik mit günstigen Krediten unterstützen. Doch Finanzminister Christian Lindner scheint davon nicht begeistert.
„Es gibt keine Notwendigkeit, die Risikovorsorge des IWF anzuzapfen“, sagte Lindner Welt am Sonntag. „Die Goldbestände für andere Zwecke einzusetzen wäre nicht nur ordnungspolitisch falsch, sondern auch geeignet, die bewährte Rolle des IWF zu untergraben.“ Lindner sieht die Hauptaufgabe des Währungsfonds darin, Gefahren für die globale Finanzstabilität abzuwenden. Dafür sei der Fonds mit genügend finanziellen Mitteln ausgestattet. Eines Verkaufs des Goldes des IWF bedarf es daher nicht. Der IWF verfügt mit immerhin 2.814 Tonnen offiziell über die drittgrößten Goldreserven nach den USA und Deutschland.
Lindner vertritt damit eine andere Auffassung als beispielsweise sein französischer Amtskollege Bruno Le Maire, der sich durchaus vorstellen kann, einen kleinen Teil der Goldbestände zu verkaufen. Damit will er einer drohenden Förderlücke zuvorkommen, die andernfalls durch die Länder ausgeglichen werden müsse. Laut der Welt am Sonntag sagte er, er rufe den IWF auf, eine Analyse der internen Ressourcen des Fonds zu starten, einschließlich möglicher Goldverkäufe. Auch Großbritannien sieht Goldverkäufe als mögliches Mittel, um dem IWF mehr Finanzmittel zu verschaffen.
Es ist interessant, dass einige westliche Länder gerne den umgekehrten Weg von beispielsweise China gehen wollen, die sukzessive ihre Goldreserven aufstocken, um sich vom Dollar unabhängiger zu machen. Der Westen tut gut daran, seine Goldbestände zu behalten und seine Devisenreserven in diese Richtung zu diversifizieren.