Was kennzeichnet einen Bullenmarkt? Die Antwort auf diese Frage ist erschreckend einfach: Rücksetzer werden sofort wieder gekauft. Das sieht man aktuell auch bei der Aktie des russischen Erdgasriesen Gazprom. Das Papier hat noch Mitte Juli einen empfindlichen Rücksetzer hinnehmen müssen. Doch der wurde sofort wieder gekauft. Und das, obwohl die Rahmenbedingungen alles andere als ideal gewesen sind.
Immerhin gab es Ende Juli eine größere Aktienplatzierung. Der weltweit größte Gasproduzent gab dabei 2,9 Prozent eigene Aktien ab und bekam dafür im Gegenzug stattliche 2,2 Milliarden Dollar. Doch wer meint, diese Platzierung könnte den Kurs belasten, der dürfte sich getäuscht fühlen. Warum auch? Die Aktien wurden an eine einzige Adresse abgegeben. Zwar gab es dafür einen Discount – anders ließe sich eine solche Platzierung auch nicht durchführen. Doch kein Investor erwirbt eine solche Aktienanzahl zu einem Discount von rund fünf Prozent, nur um sie dann gleich wieder auf den Markt zu werfen und praktisch den eigenen Kurs zu zerstören. So gesehen dürften Anleger durchgeatmet haben, dass die Aktien ihren Weg in feste Hände gefunden haben – und Gazprom ganz nebenbei reichlich Cash eingenommen hat. Noch eine Anmerkung: Angesichts der stattlichen Dividende dürfte sich das Investment relativ rasch bezahlt machen.
Die Aktie kann sich den Verwerfungen, die es gestern sowohl bei Standard- als auch bei Rohstoffaktien gab, sehr gut widersetzen. Dieses Zeichen relativer Stärke ist ein weiteres Kriterium für Gewinneraktien in einem Bullenmarkt. Das Papier ist nach wie vor günstig bewertet, glänzt mit einer hohen Dividendenrendite und bleibt im Bereich der Gasproduzenten der Favorit des AKTIONÄRs. Doch wenn man sich die Vergangenheit betrachtet, dann ist auch klar: Gazprom ist eher für spekulative Anleger geeignet, die sich auch der Risiken bewusst sind, die mit einem Investment in Russland einhergehen.