Nur kurz nach dem völlig überraschenden Abgang von Bill Gross bei der Allianz-Tochter Pimco hat die Fondsgesellschaft einen Nachfolger für den Starinvestor präsentiert. Einige Analysten reagieren skeptisch und haben ihre Kursziele gesenkt.
Der bisherige Gross-Stellvertreter Daniel Ivascyn wird neuer Pimco-Investmentchef. Das gab Pimco am späten Freitagabend im kalifornischen Newport Beach bekannt. Der wegen seiner jahrelangen Erfolge an den Anleihemärkten als "Bondkönig" bekannte Gross geht zum Vermögensverwalter Janus Capital. Die Trennung von Pimco verlief wohl alles andere als einvernehmlich. In Finanzkreisen hieß es, Gross sei mit dem Wechsel zu Janus seiner Kündigung zuvorgekommen.
Volumen extrem geschrumpft
Mit dem Abgang spitzt sich die Lage bei Pimco weiter zu. Nach dem überraschenden Abgang von Gross' Kronprinzen Mohamed El-Erian zu Jahresbeginn kämpfte das Unternehmen zuletzt auch mit massiven Mittelabzügen. Nach 16 Monaten mit Abflüssen ist das Volumen des Flaggschifffonds Pimco Total Return um etwa 70 Milliarden auf zuletzt 222 Milliarden Dollar geschrumpft.
Die Schweizer Bank Credit Suisse hat die Allianz-Aktie nach dem Abgang von Gross von „Outperformer“ auf „Neutral“ abgestuft und das Kursziel von 148 auf 139 Euro gesenkt. Der Schritt dürfte signifikante Geldabflüsse auslösen und zu sinkenden Ergebnissen des Versicherers führen, so Analyst Richard Burden in seiner Studie vom Montag. Der Experte reduzierte seine Gewinnschätzungen für die Jahre 2014 bis 2016 zwischen 0,5 und 5,2 Prozent.
Indes sieht Thorsten Wenzel von der DZ Bank in der Allianz-Aktie nach wie vor einen Kauf. Sein Kursziel lautet 136 Euro. Gross’ Abgang berge das von außen kaum einschätzbare Risiko, dass Kunden Geld von Pimco abziehen. Allerdings habe Pimco bereits zuvor aufgrund der schwachen Entwicklung des Total- Return-Fonds von Gross bereits hohe Mittelabflüsse zu verzeichnen gehabt. Daher sieht Wenzel die negative Kursreaktion als kurzfristige Einstiegsgelegenheit.
Aktie bleibt ein Kauf
Die Folgen von Gross’ Abgang sind in der Tat kaum einzuschätzen. Pimco täte gut daran, so schnell wie möglich zu kommunizieren, für welche Investmentziele Daniel Ivascyn steht. Da Ivascyn Gross’ Stellvertreter war, liegt der Gedanke nah, dass es mit ihm ein Weiter so geben wird. Eben das wird den Markt angesichts monatelanger Mittelabflüsse nicht überzeugen. DER AKTIONÄR bleibt trotz der Unklarheiten bei seiner Kaufempfehlung für die Allianz-Aktie.
(Mit Material von dpa-AFX)