Rückschlag für die VW-Aktie. Volkswagen könnte im Abgas-Skandal weiterer Ärger in den USA drohen. Die Ermittlungen des Justizministeriums seien auf den Verdacht des Bankbetrugs und mögliche Verstöße gegen Steuergesetze ausgedehnt worden, berichtete das "Wall Street Journal" am Dienstag auf seiner Internetseite unter Berufung auf eingeweihte Quellen. Die Anwendung eines eigentlich für die Finanzbranche vorgesehenen Gesetzes könne für VW zusätzliche Strafen bedeuten.
Die Ermittler prüfen dem Bericht nach, ob Kreditgeber durch Manipulationen von VW bei der Autofinanzierung gefährdet wurden. Betroffene Fahrzeuge mit überhöhten Abgaswerten waren ursprünglich als umweltfreundlich vermarktet worden und haben durch die Affäre erheblich an Wert verloren. Außerdem soll untersucht werden, ob VW für Steuergutschriften haftbar ist, die US-Autokäufer für den vermeintlich geringen Abgas-Ausstoß erhalten haben.
VW will kooperieren
Ein Sprecher des Justizministeriums wollte sich auf Nachfrage nicht äußern. Eine Sprecherin von VW sagte lediglich, dass das Unternehmen weiter mit allen relevanten US-Behörden kooperieren werde. Volkswagen hatte im September nach Vorwürfen des US-Umweltamts EPA eingeräumt, Hunderttausende Diesel-Wagen in den USA mit einer Betrugs-Software zum Austricksen von Abgas-Tests ausgerüstet zu haben. Dem Konzern droht durch eine Zivilklage der US-Regierung bereits eine Strafe in zweistelliger Milliardenhöhe.
Die neuen Ermittlungen wegen Bankbetrugs markieren der Zeitung zufolge das erste Mal, dass die USA ein für Regelverstöße von Banken entwickeltes Gesetzt außerhalb der Finanzindustrie einsetzen. Damit würde "die Rechtstheorie gegen einen nicht besonders genehmen Beschuldigten bis an die äußersten Grenzen gedehnt", zitiert die Zeitung den Columbia-Rechtsprofessor John Coffee. Das Gesetz war eigentlich im Zuge der Finanzkrise 2008 verabschiedet worden, um Großbanken besser zur Verantwortung ziehen zu können.
Hohe Risiken
Nach der deutlichen Erholung in der Vorwoche sind die VW-Vorzüge in dieser Woche wieder stärker unter Druck. Bereits am Montag hatte eine Meldung, wonach der Autobauer im Streit mit Anlegern wohl ein sogenanntes Musterverfahren anstrebt, für Verluste gesorgt. Insgesamt sind die Risiken für den Konzern derzeit kaum abzuschätzen. Entsprechend sollten sich die Anleger zurückhalten.
(mit dpa-AFX)