Die Autobranche ist im Umbruch. Nicht erst, aber erst recht seit des VW-Abgasskandals. Mit Argusaugen blicken Verbraucher und Anleger auf die Zukunftsaussichten der Autobauer und stellen schnell fest: Der Markt ist schwierig und hart umkämpft.
Der VW-Skandal zeigt: Lieber werden die aktuellen Vorgaben ausgereizt und sogar verletzt, als sich schneller von Benzin- und Dieselmotoren verabschiedet, bzw. die Forschung nach Alternativen ausgeweitet.
Doch die Vorschriften werden ab 2017 noch strenger. Dann nämlich tritt schrittweise die neue Abgasmessung WLTP ("Worldwide Harmonized Lights Vehicles Test Procedures") in Kraft. Dadurch sollen die Angaben zwischen Test- und Realverbrauch angepasst werden. Daimler Entwicklungsvorstand Thomas Weber sagte der DPA, er rechne dadurch mit strengeren CO2-Zielen für die Zeit nach 2021. Bis dahin muss Daimler den Ausstoß auf 100 Gramm je Kilometer senken. Laut Weber sei der Wert in diesem Jahr um fünf auf 124 Gramm gesunken, was ein überproportionaler Schritt gewesen sei. Ausschlaggebend dafür: unter anderem die fünf Plug-In-Hybride, die mit Strom und Benzin fahren. Trotzdem: Der Dieselmotor bleibt nicht nur für Daimler extrem wichtig, um die Vorgaben zu erreichen. Er sei, so Weber, etwa zehn Prozent effektiver als Benzin-, beziehungsweise Otto-Motor.
Ausbau der Infrastruktur
Ein Null-Emissions-Auto sei nicht über Nacht zu erreichen, betont Weber.Weiterhin bleiben die Batterien die größte Herausforderung für die Branche. Probleme: Zu geringe Reichweite, zu hohe Kosten. Längerfristig will Daimler mit der Brennstoffzelle punkten. Diese Technologie verfüge über hohe Reichweiten und kurze Betankungszeiten. Dabei sorgen die Stuttgarter zusammen mit Linde und anderen Partnern auch für die passende Infrastruktur: Bis 2023 soll es 400 Wasserstofftankstellen in Deutschland geben.
Daimler bleibt der Favorit
Die Daimler-Aktie geriet im September kurzzeitig ins Kielwasser des VW-Skandals, hat sich seitdem aber bereits wieder erholt. Technisch gesehen, muss die 200-Tage-Linie nachhaltig aus dem Weg geräumt werden, um wieder Dynamik aufzunehmen und das Zwischenhoch bei knapp 85 Euro anzusteuern. Für den Aktionär bleibt Daimler derzeit der Favorit unter den deutschen Autobauern.