Zugegeben: In diesen Tagen den Überblick zu behalten, ist reichlich schwierig. Nahezu stündlich gibt es neue Meldungen und vor allem Gerüchte rund um Griechenland. Zusagen, Absagen, Abstimmungen, kleinere und größere Skandale geben sich die Klinke in die Hand. Und währenddessen schlittert Griechenland immer weiter Richtung Staatspleite. Hätten Sie mich noch vor zwei Wochen gefragt, ich wäre mir sicher gewesen, dass es irgendeine Art von Last-Minute-Lösung geben wird. Doch mittlerweile scheint die Sache zu verworren. Vermutlich stellen sich in Europa immer mehr Regierungschefs eine Frage: Selbst wenn es noch zu einer Einigung in der Causa Griechenland kommen sollte – wie soll man in den kommenden Monaten und Jahren mit Alexis Tsipras zusammenarbeiten? Welche Vertrauensbasis ist nach all den Schlammschlachten noch vorhanden?
Und während das Chaos in Europa immer größer wird, steigt Gold – nicht. Warum eigentlich? Sollte der Goldpreis angesichts der Währungskrise in Europa nicht geradezu explodieren? Schließlich gilt das Edelmetall als die Krisenwährung schlechthin. Gold ist von jeher der Inbegriff des Sicheren Hafens. Doch offensichtlich trauen die Anleger Gold nicht mehr. Nach mehr als drei Jahren Bärenmarkt ist das auch verständlich. Edelmetalle haben den Anlegern in den vergangenen Jahren nur negative Renditen beschert. Dazu ist die Berichterstattung zu Gold und auch Silber nach wie vor ausgesprochen negativ. Anleger sind eher bereit den deutlichen Rücksetzer bei den Aktienmärkten als willkommene Kaufgelegenheit zu nutzen, als in Gold zu investieren. Das muss nicht richtig sein. Aber so sieht derzeit die Realität aus.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Gold wird steigen. Daran habe ich keinen Zweifel. Und alle Anleger wären froh, würden sie in einigen Jahren noch einmal die Gelegenheit haben, Gold oder auch Minenaktien zu den aktuellen Kursen zu bekommen. Doch ein Grexit, eine Staatspleite Griechenlands oder auch kurzfristige Unsicherheiten rund um die Zukunft des Euros werden nicht dafür sorgen, dass der Goldpreis einen nachhaltigen Trendwechsel vollzieht. Der Goldpreis wird in den kommenden Wochen und Monaten seinen charttechnischen Boden vervollständigen. Die Angst vor der Zinserhöhung in den USA wird vermutlich mit dem ersten Zinsschritt der US-Notenbank weichen. Und der Goldpreis wird langsam anfangen zu steigen. Und all das wird zu einem neuen Trend bei Gold führen, zu einem Aufwärtstrend. Dieser erste Trend wird vom Smart Money bestimmt werden. Big Money wird erst bei einem Goldpreis von über 1.500 Dollar zurück in den Markt fließen und diesen Aufwärtstrend verfestigen und beschleunigen. Das ist Fahrplan für die kommenden Monate und Jahre. Griechenland, Grexit und Eurokrise – das sind nur kleine Randnotizen, die keinen großen Einfluss haben.