Im Streit um unlautere Geschäftspraktiken in Osteuropa hat die EU-Kommission dem russischen Energieriesen Gazprom mehr Zeit eingeräumt, um sich zu den Vorwürfen zu äußern. Derweil hat das Unternehmen noch einmal bekräftigt, dass der russisch-ukrainische Gastransit-Vertrag nicht verlängert wird.
Die Brüsseler Behörde wirft Gazprom vor, in acht osteuropäischen Ländern die Gasmärkte abgeschottet und so die Preise hochgetrieben zu haben. Die Untersuchungen zu dem Fall laufen bereits seit 2012, seit dem Ausbruch der Ukraine-Krise hatten die Gespräche zwischenzeitlich allerdings auf Eis gelegen. Im April hatte die EU-Kommission ihre offizielle Beschwerde nach Moskau abgeschickt. Nach der sechswöchigen Fristverlängerung hat Gazprom nun bis September Zeit, um sich zu äußern. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, droht dem Unternehmen ein Bußgeld in Milliardenhöhe.
Angespanntes Verhältnis
Gleichzeitig hat der Fall auch eine politische Dimension, da zahlreiche EU-Länder von Gasimporten aus Russland abhängig sind. Dies hat in der Vergangenheit mehrfach zu Spannungen zwischen der EU und Russland geführt. Gazprom hat am Dienstag seine Pläne bekräftigt, ab 2019 kein Gas mehr durch die Ukraine in die EU zu pumpen. "Der russisch-ukrainische Gastransit-Vertrag wird nach dem Auslaufen 2019 nicht verlängert, ein neuer Vertrag ist nicht geplant", sagte Vizevorstandschef Alexander Medwedew in Moskau. Stattdessen setze man auf den Bau der Pipeline Turkish Stream, die durch das Schwarze Meer bis an die türkisch-griechische Grenze verlaufen soll.
Die Aktie von Gazprom bleibt wegen der extrem niedrigen Bewertung für mutige Anleger ein Kauf (Stopp: 4,10 Euro). Für konservative Anleger sind die Papiere allerdings weiterhin zu heiß.
(Mit Material von dpa-AFX)