Nach dem stürmischen Chefwechsel Ende Mai beim Windkraftanlagenbauer Nordex versucht die Unternehmensspitze, die Aktionäre bei der Stange zu halten. Bei der Hauptversammlung am Dienstag in Rostock erläuterte der neue Vorstandschef Lars Bondo Krogsgaard die Gründe für den überraschenden Abgang von Jürgen Zeschky, der als Erfolgsgarant für Nordex galt. Zeschky habe eine neue Partnerin gefunden, mit der er in der Schweiz leben werde. "Das war in erster Linie eine Entscheidung für sein privates Glück - nicht für oder gegen Nordex", sagte Krogsgaard.
Zeschky ebnete den Weg
Nach einem Höchststand von mehr als 23 Euro Mitte Mai war es für die Papiere seit Zeschkys Rücktritt fast durchweg abwärts gegangen.
Anleger schienen verunsichert, ob das Hamburger Unternehmen ohne den erfolgreichen Manager in der Erfolgsspur bleiben würde. Zeschky hatte das Ruder bei Nordex 2012 übernommen und die Gesellschaft aus den roten Zahlen wieder in die Gewinnzone manövriert. Unter seiner Führung konzentrierte sich Nordex auf sein Kerngeschäft mit besonders effizienten Windanlagen und verabschiedete sich von teuren Plänen für Windräder auf hoher See. Auch aus China und den USA zog sich Nordex weitgehend zurück und machte ganze Werke dicht.
Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen seinen Gewinn auf 39 Millionen Euro fast vervierfacht. Für 2015 hat Nordex ein deutliches Umsatzplus im Visier. Die Erlöse sollen auf 1,9 bis 2,1 Milliarden Euro klettern. Bereits 2014 hatte Nordex den Umsatz um 21 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro gesteigert.
Neuer Manager macht Hoffnung auf Dividende
Für die 2015 geplanten Zuwächse muss nun Krogsgaard geradestehen. Der Manager führt das Unternehmen erst seit 1. Juni als Teil des neuen Führungskomitees aus zwei Vorständen und sieben weiteren Managern. Das bisherige Management erntete bei der Hauptversammlung Lob. "Nordex hat ausgezeichnet gearbeitet", sagte Peter Tschirner von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Er fragte zudem nach einer Dividendenausschüttung. Krogsgaard stellte dafür Bedingungen. "Wenn wir eine nachhaltige Dividendenfähigkeit erreichen und wenn die Nordex SE einen relevant hohen Gewinn erzielt. Wir wollen nicht einmalig eine Ausschüttung vornehmen und dann wieder pausieren."
Investition in die Zukunft
Nordex investiert derzeit kräftig in Produktion und Mitarbeiter. Das Werk für die Rotorblattfertigung in Rostock wird für 25 Millionen Euro umgebaut und erweitert. Die Zahl der Angestellten soll auf rund 3000 wachsen. Offshore-Projekte lehnt auch Krogsgaard ab, "weil sie zu groß und risikoreich für Nordex sind".
Die Aktie bleibt aussichtsreich. Nachdem das Papier zuletzt etwas Luft abgelassen hat, sollte es in den nächsten Wochen wieder aufwärts gehen. Der positive Newsflow sollte sich im Jahresverlauf fortsetzen. Vorausgesetzt, der Gesamtmarkt bleibt grundsätzlich in einer freundlichen Verfassung sollte Nordex auf 25 Euro klettern.