Die Chipbranche steht vor der größten Übernahme ihrer Geschichte. Der in Singapur beheimatete Konzern Avago Technologies greift nach dem US-Spezialisten für Drahtlos-Chips Broadcom. Folge: Das Übernahmefieber in der Halbleiterindustrie greift um sich und steckt die Anleger einmal mehr an. Die Aktie von Infineon schießt auf ein neues Mehrjahreshoch.
Heute früh waren es nur Gerüchte, nun ist es amtlich: Avago Technologies will Broadcom schlucken. Es wäre die bislang größte Übernahme in der Branche. Das Gesamtvolumen liegt bei 37 Milliarden Dollar.
Zum Vergleich: Die Marktkapitalisierung von Infineon beträgt nur 14,3 Milliarden Euro. Schnell greift das Übernahmefieber um sich und die Infineon-Aktie steigt deutlich an. Mehr als heute hatten die Papiere zuletzt im Juli 2007 - bevor die Finanzkrise hochkochte - gekostet. Seit Jahresbeginn hat der Kurs des Chipherstellers mittlerweile rund 40 Prozent zugelegt. Damit ist Infineon der Top-Performer im DAX.
Zur Erinnerung: Auch Infineon war in den vergangen Monaten nicht untätig: Der Konzern schluckte das US-Unternehmen International Rectifier. Mit dem rund drei Milliarden Dollar teuren Kauf wollten sich die Münchener vor allem einen besseren Zugang zum amerikanischen und asiatischen Markt verschaffen. Das scheint aufzugehen. Neben einer starken Nachfrage in allen Bereichen und der Euro-Schwäche hatte auch die Übernahme den Umsatz und den operativen Gewinn des DAX-Konzerns zuletzt in die Höhe getrieben. Das Unternehmen schraubte die Prognose für das gesamte Geschäftsjahr nach oben. Das Übernahmefieber schiebt die Infineon-Aktie heute über die charttechnisch wichtige 12-Euro-Marke. Mit dem Ausbruch dürfte der seit Oktober 2014 gültige Aufwärtstrend noch mehr an Dynamik gewinnen und weitere Käufer anlocken. Nicht nur charttechnisch ist der Weg für weiter steigende Kurse frei. Auch fundamental sieht es gut aus. Der Chipkonzern befindet sich immer noch im Wachstumsmodus. Im zweiten Quartal ist der Umsatz von Infineon im Vergleich zum Vorquartal um 31 Prozent auf 1,48 Milliarden Euro geklettert. Das operative Ergebnis legte um 17 Prozent auf 198 Millionen Euro zu. Investierte Anleger bleiben daher vorerst weiter dabei. Das neue Kursziel liegt bei 13,00 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX)