Die Pkw-Kernmarke des Volkswagen -Konzerns verliert nach ihrer Rekordjagd im Vorjahr spürbar an Tempo. Mit einem erneuten Rückgang der Verkäufe auch im März steckt die Marke mit Modellen wie Golf oder Passat nun schon ein halbes Jahr im Rückwärtsgang. Im März ließen die Auslieferungen im Vergleich zum entsprechenden Monat des Vorjahres um 0,9 Prozent nach und erreichten damit 558.600 Fahrzeuge (März 2014: 563.600), wie die Wolfsburger am Dienstag mitteilten. "Das Auslieferungsergebnis unserer Kernmarke Volkswagen Pkw wurde auch im März von den anspruchsvollen Bedingungen der Märkte in Südamerika, allen voran Brasilien, sowie vom Markt Russland beeinflusst", sagte Vertriebsvorstand Christian Klingler.
Machtkampf
Damit nicht genug. Hinzu kommt, dass sich Volkswagen -Patriarch Ferdinand Piëch vor wenigen Tagen rückt völlig überraschend sehr kritisch über Konzernchef Martin Winterkorn geäußert hat. Der einflussreiche VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh stellte sich allerdings demonstrativ hinter Winterkorn. Auch VW-Konzernsprecher Stephan Grühsem sagte, Winterkorn habe Volkswagen in den vergangenen acht Jahren zu einem der "weltweit erfolgreichsten Automobilkonzerne" gemacht. Und VW-Aufsichtsrat und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) stärkte Winterkorn den Rücken. "Ich bin unangenehm überrascht über die zitierten Aussagen von Herrn Professor Piëch", sagte Weil der Deutschen Presse-Agentur in Hannover.
Erdbeben im VW-Reich
Die "Spiegel"-Darstellung kommt einem Erdbeben im VW-Reich gleich. Piëch hatte die Konzernspitze vor Winterkorn selber geführt, zu dem er jahrzehntelang ein großes Vertrauensverhältnis besaß. Die Familien Porsche und Piëch besitzen die Stimmenmehrheit bei Volkswagen. Ohne Piëch fällt keine zentrale Entscheidung bei VW.
Das Tandem Winterkorn/Piëch galt auch als Weichensteller für die mittelfristige Zukunft. Winterkorns Vertrag läuft Ende nächsten Jahres aus, dann geht er auf die 70 zu. Piëch wird Mitte April 78.
Konzerninsider berichteten zuletzt stets übereinstimmend, dass Winterkorn Piëch an der Spitze des Kontrollgremiums ablösen dürfte. Nur der Zeitpunkt schien unklar. So ließ es auch Winterkorn zuletzt in mehreren Interviews offen, ob für ihn eine Vertragsverlängerung infrage komme. Vor diesem Hintergrund hat nun ein weiterer Satz von Piëch Gewicht. Dem "Spiegel" sagte er: "Ich strebe an, dass an die Spitze des Aufsichtsrats und des Vorstands die Richtigen kommen."
VW-Aktie bleibt aussichtsreich
Trotz der ganzen Querelen bleibt die VW-Aktie aussichtsreich. Die Konsolidierung läuft derzeit auf hohem Niveau. Technisch sieht das Papier sogar besser aus als Daimler. Die VW-Aktie hat vom Hoch lediglich 7,6 Prozent korrigiert, Daimler hingegen 11,4 Prozent.
Bei VW setzt der Markt darauf, dass die Rendite der Kernmarke in den nächsten Jahren anziehen wird. Das wird auch die Aktie weiter beflügeln. Investierte Anleger bleiben dabei. Trader springen dann auf, sobald die Aktie das Hoch bei 262,28 Euro hinter sich lässt.