Holger Schmitz gehört zu den wenigen Menschen, die André Kostolany persönlich gekannt haben. Der Vermögensverwalter hat fünf Jahre bei Fiduka mit Kosto zusammengearbeitet. Im Interview mit dem AKTIONÄR spricht Schmitz über wertvolle Ratschläge des Altmeisters.
Holger Schmitz war schon als Jugendlicher großer Kosto-Fan. In den 80er Jahren hat er Kostolany bei einem Vortrag in einer Oberhausener Sparkasse kennengelernt. „Er fragte mich, was ich mal werden wolle. Ich sagte, Vermögensverwalter. Dann signierte er meine Ausgabe von ,Das ist die Börse’ mit den Worten: ,Für meinen zukünftigen Kollegen’.“ Jahre später, gerade mit dem Studium fertig, bewarb sich Schmitz „eher aus Jux“ bei Kostolanys Vermögensberatung Fiduka. „Was soll ich sagen? Er hat mich zum Vorstellungsgespräch eingeladen und mich eingestellt.“
1993 verließ Schmitz Fiduka und machte sich selbstständig. Heute leitet er die Vermögensverwaltung Schmitz & Partner AG mit Sitz in der Schweiz.
DER AKTIONÄR: Herr Schmitz, André Kostolany ist bekannt geworden durch unzählige Börsenweisheiten. Was für ein Anlegertyp war er?
Holger Schmitz: Kosto selbst ging oft volles Risiko. Er war ein Spekulant mit Leib und Seele. Ende der 80er-Jahre setzte er auf Chrysler, als der Autobauer erneut in die Krise fuhr. Das Unternehmen schaffte die Wende, Kosto verdiente gutes Geld.
Kurz nachdem in Russland die Ära Gorbatschow begonnen hatte, kaufte Kosto einen ganzen Koffer voll russischer Anleihen aus der Zarenzeit für ein paar Pfennig des Nennwertes. Er spekulierte darauf, dass ein russischer Nachfolgestaat die Schulden irgendwann bedienen würde. Und so kam es.
Er war aber ein großer Verfechter der breiten Streuung. Wenn man 30 Aktien im Depot hat, können einem schon mal drei oder vier Aktien wegbrechen.
Er ist nun über 15 Jahre tot. Die Zeiten haben sich merklich geändert, das Prozedere an den Märkten ist schneller geworden. Computer bestimmen den Handel, die Börse wird oft von politischen Entwicklungen beeinflusst. Was würde der Meister den Anlegern heute raten?
Er würde sich noch stärker dafür engagieren, dass die Deutschen Aktien kaufen. In Zeiten der finanziellen Repression fehlen einfach die Alternativen. Vor 15 Jahren, als Kostolany starb, bekam man für deutsche oder amerikanische Staatsanleihen noch Renditen von fünf, sechs Prozent. Heute kriegt man unterm Strich nichts mehr. Die Inflation frisst alles auf, letztendlich bleibt ein Verlust. Das haben erst die wenigsten begriffen, deswegen würde Kostolany heute umso lauter die Vorteile von Aktien propagieren.
Also ist der Spruch „Wer gut schlafen will, kauft Anleihen, wer gut essen will, kauft Aktien“ ist heute nicht mehr gültig“ so nicht mehr gültig?
Gut schlafen kann man nicht mehr, wenn man Staatsanleihen besitzt, da man zusehen muss, wie das eigene Vermögen immer weniger wird. Wer kann da ruhig schlafen? Ich jedenfalls könnte es nicht, wenn ich systematisch enteignet würde.
Sein Spruch „Auf kurze Sicht ist es riskant, Aktien zu haben. Auf lange Sicht ist es riskant, keine Aktien zu haben“ ist heute dafür umso wahrer.