Für Anshu Jain ist 2015 ein besonderes Jahr. Der Co-Chef der Deutschen Bank feiert sein 20-jähriges Firmenjubiläum. Allerdings hatte sich Jain 1995 bestimmt nicht träumen lassen, dass er derart unter Druck stehen würde. Er und Fitschen müssen den Laden endlich wieder flott kriegen.
So klingt grenzenloser Optimismus: „Wir sind der festen Überzeugung, dass unser konsequenter Kurs auch an der Börse anerkannt werden wird. Ich glaube an die Weisheit der Märkte, deshalb werde ich nie darüber lamentieren, dass ein Kurs falsch sei.“ Gesprochen hat die Sätze Anshu Jain in einem Interview mit der Welt in der vergangenen Woche. Er und Jürgen Fitschen sind nun zwei Jahre und sieben Monate im Amt. Die Bilanz an der Börse: Deutsche-Bank-Aktie minus ein Prozent, DAX plus 58 Prozent.
Jain weiß: Fitschen und er müssen liefern. Wie das Manager Magazin in seiner Januar-Ausgabe berichtet, will Paul Achleitner, Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, spätestens bis Mai eine neue Strategie vom Vorstand vorgelegt bekommen. Achleitner wolle konkrete Zeitpläne und feste Finanzziele sehen. Dabei dürfe es keine Denkverbote geben. Alles beim Alten zu belassen sei keine Option.
Wichtig ist unter anderem, dass Jain und Fitschen die immer noch zu hohen Kosten in den Griff kriegen. Derzeit liegt die Kosten-Ertrags-Quote bei 77 Prozent. Ob die Deutsche Bank es schafft, die Quote bis Ende 2015 auf 65 Prozent zu drücken ließ Jain im Welt-Interview offen: „Wir haben lediglich gesagt, dass wir noch härter daran arbeiten müssen, dieses Ziel zu erreichen.“
Sparen will die Deutsche Bank unter anderem im Privatkundengeschäft, etwa durch eine gemeinsame IT-Plattform von Deutscher Bank und Postbank. Auch das Filialnetz wird wohl weiter ausgedünnt werden. Der Bank bleibt nichts anderes übrig, leidet sie seit Monaten an den niedrigen Zinsen und der zurückhaltenden Nachfrage nach Krediten. Zudem ist der Konkurrenzdruck in der Branche enorm.
Nettozuflüsse bei der Vermögensverwaltung
Hart umkämpft ist auch das Investmentbanking. Hier winken hohe Renditen, wenn viel Geld an die Märkte fließt und die Volatilität relativ hoch ist. In den ersten drei Quartalen verbuchte die Deutsche Bank einen Vorsteuergewinn von 2,9 Milliarden Euro – kein berauschender, aber ein ordentlicher Wert.
Bleibt die Vermögensverwaltung. Im dritten Quartal ist der Sparte offenbar die Wende gelungen. Sie verbuchte Nettozuflüsse von 17 Milliarden Euro – ein exzellenter Wert. Der Gewinn vor Steuern kletterte um zwei Prozent auf 288 Millionen Euro.
Wende 2015?
Jain und Fitschen haben 2015 sehr viel zu tun. Sollten sie einen klugen Plan präsentieren, wie die Kosten weiter drastisch gesenkt werden können, könnte die Aktie schon bald Kurs nehmen in Richtung 33 Euro, nach Berechnungen des AKTIONÄR der faire Wert des Titels. Positiv wird sich auch das Vorhaben von EZB-Chef Mario Draghi auswirken, Staatsanleihen aufzukaufen und die Bilanzen der Banken zu säubern. Mutige Anleger, die auf eine Wende bei der Deutschen Bank setzen wollen, setzen den Stopp bei 21,50 Euro.