Die Aktie von Gerry Weber führt am Dienstag die Gewinnerliste im MDAX klar an. Mehr als zwei Prozent geht es bei dem Modehersteller nach oben auf zuletzt 32,43 Euro. Grund für die Euphorie ist die Meldung, dass Gerry Weber den Münchener Wettbewerber Hallhuber schlucken will. Die Übernahme sichere Gerry Weber den Zugang zu einem jüngeren Modesegment für trendorientierte Frauen ab Mitte 20, teilte der MDAX-Konzern am Montag mit. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Gerry Weber will die Übernahme mit langfristigem Fremdkapital finanzieren.
Die Pläne
Der Konzern geht eigenen Angaben zufolge davon aus, dass Hallhuber bereits im Geschäftsjahr 2014/15 (Ende Oktober) einen positiven Beitrag zum operativen Ergebnis und zum Ergebnis pro Aktie leisten wird. Die Marke Hallhuber will Gerry Weber erhalten und das Filialnetz der Münchener weiter ausbauen. Derzeit betreibt Hallhuber mit rund 1.500 Mitarbeitern 94 Geschäfte sowie 12 Outlets und etliche Vertriebsflächen. Schwerpunkt ist Deutschland. Für das laufende Jahr hat das Unternehmen etwa 140 Millionen Euro Umsatz geplant. Die Kartellbehörden in Deutschland und Österreich müssen dem Geschäft noch zustimmen.
Der Modekonzern Gerry Weber will zudem ins Herrenmodegeschäft einsteigen. "Wir wollen eine Marke kaufen", sagte der neue Sprecher des Gerry-Weber-Vorstands David Frink dem "Handelsblatt" (Dienstagausgabe). Wenn sich eine finde, die in die Firmenphilosophie passe, dann wolle Gerry Weber "die Kollektion selbst entwickeln und die Produktion selbst steuern".
Analysten skeptisch
Die Investmentbank Equinet hat die Einstufung für Gerry Weber mit Blick auf die geplante Hallhuber-Übernahme auf "Hold" mit einem Kursziel von 34 Euro belassen. Mit dem in den vergangenen Jahren verlustreichen Münchener Modehaus kaufe sich Gerry Weber in einen Restrukturierungsfall ein, schrieb Analyst Ingbert Faust in einer Studie vom Dienstag. Die Commerzbank hat Gerry Weber angesichts der angestrebten Übernahme von Hallhuber ebenfalls auf "Hold" mit einem Kursziel von 29 Euro belassen. Der Schritt dürfte die Investoren überraschen, erklärte Analyst Andreas Riemann. Die Übernahme dürfte zwar den Gewinn je Aktie steigern. Der Einstieg in das umkämpfte Geschäft mit Mode für junge Frauen sowie mögliche weitere Zukäufe mit einem Einstieg in das Männermode-Geschäft würden aber auch Risiken bergen. Die Gerry-Weber-Aktie zählt derzeit auch nicht zu den Favoriten des AKTIONÄR.
(Mit Material von dpa-AFX)