Der Goldpreis kam Anfang der Woche deutlich unter Druck. Angst vor einer raschen Zinswende machten vor der Pressekonferenz am Mittwoch die Runde. Und noch etwas belastete die Märkte: Angeblich soll Russland mittlerweile seine Goldreserven verkaufen, um den strauchelnden Rubel zu stützen. Für den Goldmarkt wäre das ein schwerer Schlag. Russland war bislang ein großer Käufer.
Es waren gleich mehrere Medien, allen voran der Buisness Insider, die über die angeblichen Verkäufe berichtet haben. Auch die Analysten von Societe Generale haben dieses Gerücht aufgegiffen. Mehrfach hatte ich an dieser Stelle und auch beim Deutschen Anlegerfernsehen DAF Zweifel geäußert, ob Russland wirklich Gold verkauft. Das würde die bisherige Politik auf den Kopf stellen. Bislang stand Putin klar für eine Politik, bei die Goldreserven aufgestockt wurden. Sollte er wirklich auf die Verkäuferseite wechseln? Mittlerweile gibt es einige Artikel im Netz, die sich dieser Meinung anschließen.
Schlechte Recherche
So hat etwa Bron Suchecki auf die im Netz kursierenden Gerüchte geantwortet und wirft den Autoren schlechte Recherche vor. Und er hat dabei durchaus recht. Die internationalen Reserven (Devisen + Gold) sind zwar in Russland tatsächlich zurückgegangen – und zwar von 420,5 Milliarden auf 416,2 Milliarden Dollar. Doch dies dürfte vor allem die Devisenreserven betroffen haben und nicht die Goldreserven. Yahoo hat mittlerweile den Artikel berichtigt. Doch damit ist man offensichtlich allein. Buisness Insider hält an dieser Aussage fest.
Edelmetall-Analyst Koos Jansen verweist zudem auf das Interview mit Vladimir Putin. Darin erklärt der Staatschef, dass es zwar im Ermessenspielraum der Zentralbank stehe, ob sie die Zinsen nach oben setzen, um den Rubel zu stützen, oder nicht. Allerdings machte er auch klar, dass die Zentralbank nicht das Gold zu diesem Zweck verbrennen soll. Und – Anmerkung des Autors – wer glaubt ernsthaft, dass sich die Zentralbank gegen die Anweisung von Putin stellen wird?
Ich bleibe bei meiner Ansicht: Sollte die russische Zentralbank in großen Mengen Gold verkaufen, dann wäre das eine große Überraschung. Im Gegenteil: Beruhigt sich die Rubelkrise, dann dürfte Russland wieder auf der Käuferseite aktiv werden. Allen Unkenrufen zum Trotz.