Angesichts der angespannten politischen Lage haben der weltgrößte Chemiekonzern BASF und der russische Energieriese Gazprom ein milliardenschweres Tauschgeschäft gestoppt. Das teilte BASF am Donnerstagabend in Ludwigshafen mit. Durch den eigentlich zum Jahresende geplanten Tausch hätte die BASF-Tochter Wintershall das bislang gemeinsam betriebene Erdgashandels- und Speichergeschäft vollständig an Gazprom übertragen. Dies hätte auch das Kasseler Gashandelsunternehmen Wingas betroffen. Gazprom hätte sich zudem mit 50 Prozent an der Wintershall Noordzee beteiligt. Im Gegenzug war die gemeinsame Erschließung von Gasfeldern in Westsibirien vorgesehen.
Ergebnis nach unten korrigiert
"Aufgrund des aktuell schwierigen politischen Umfelds haben BASF und Gazprom beschlossen, den zum Jahresende geplanten Tausch von Unternehmensanteilen nicht zu vollziehen", sagte Wintershall-Sprecher Stefan Leunig. Die Beziehungen zwischen Russland und der EU sind derzeit angespannt. Die EU hatte Russland wegen des Ukraine-Konflikts mit scharfen Wirtschaftssanktionen belegt. Das Erdgashandelsgeschäft wird nun den Angaben zufolge weiterhin als Gemeinschaftsunternehmen zwischen Gazprom und Wintershall fortgeführt. BASF-Vorstandschef Kurt Bock sagte, er bedaure, dass der Tausch nicht abgeschlossen werde. Der Konzern werde seine Zusammenarbeit mit Gazprom in den bestehenden Gemeinschaftsunternehmen fortsetzen. "Unsere Strategie im Öl-und-Gas-Geschäft bleibt unverändert: Wir konzentrieren uns auf profitables Wachstum an der Quelle in ausgewählten öl- und gasreichen Regionen."
Der Stopp des Geschäfts hat auch Auswirkungen auf die BASF-Zahlen. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) dürfte im laufenden Jahr daher nur noch "leicht" statt "deutlich" steigen, für 2013 wird das EBIT auf 7,1 Milliarden Euro nach unten korrigiert. Die Belastungen bezifferte BASF auf 113 Millionen Euro im vergangenen und 211 Millionen Euro im laufenden Jahr. BASF-Aktien standen nachbörslich leicht unter Druck.
Stopp beachten
Die BASF-Aktie kam nach Bekanntwerden des gescheiterten Deals zunächst leicht unter Druck, konnte sich aber in einem positiven Marktumfeld schnell wieder erholen. Am Morgen notiert der Wert bei Lang & Schwarz aber leicht mit 0,4 Prozent im Minus. Positiv aber: Zuletzt wurde die charttechnische Unterstützung bei 65 Euro erfolgreich verteidigt. Und auch die hohe Dividendenrendite von rund vier Prozent macht den Wert weiter attraktiv. Anleger bleiben bei der Aktie deswegen mit einem Stopp bei 61 Euro investiert.
(Mit Material von dpa-AFX)